Brexit

Von Demagogen aufgehetzt, stimmten die Briten am 23.6.2016 mit knapp 52% für einen Austritt aus der Europäischen Union. Für Populisten ist die Welt immer so simpel: Da sind Probleme und es gibt genau eine richtige Lösung und ich gebe sie euch! Das müde und unmündige Volk applaudiert...

Brexit, Großbritannien, EU Austritt, Brexit astrologischWenn es um den Brexit, also den Austritt Großbritanniens aus der EU, geht, scheinen sowohl EU-Politiker als auch britische Politiker nur noch genervt zu sein. Wir hören medial von "Brexit Chaos", "Exit vom Brexit", "britischer Verwirrung", "britischem Chaos" und noch einigem mehr. Das Datum 29.3.2019 war dermaßen angstbesetzt, dass inzwischen eine Verschiebung des Brexit vereinbart wurde. Eine solche Verschiebung, wie lange sie auch dauern wird, wird jedoch keine Probleme lösen, so lange die Briten nicht endlich eine klare Entscheidung treffen.

Und eine solche Entscheidung könnte lauten: wir nehmen den gemeinsam ausgehandelten Deal mit der EU an und treten geordnet aus oder auch: wir lassen uns auf diesen Deal nicht ein und treten abrupt und ohne Regelung aus (sogenannter "Hard Brexit"). Rein theoretisch bestünde auch die Möglichkeit, den Brexit komplett abzublasen und in der EU zu bleiben.

Was genau die Briten tun werden, weiß ich natürlich auch nicht. Es könnte jedoch erhellend sein, die Transite und Auslösungen der beteiligten Horoskope zu analysieren und anzusehen, was da in einem größeren Zusammenhang gerade abläuft. Zu diesem Zweck möchte ich die beiden britischen Horoskope (1801 und 1922), das Maastricht-Horoskop der EU (1992) sowie die aktuellen Mundankonstellationen heranziehen. Nützlich wäre auch Theresa Mays Horoskop, aber leider gibt es von ihr keine Geburtszeit, sodass wir für ihren Geburtstag nur die Tageskonstellationen ansehen können, die natürlich nicht sehr aussagekräftig sind.

Die Brexit-Abstimmung

Von Demagogen aufgehetzt, stimmten die Briten am 23.6.2016 mit knapp 52% für einen Austritt aus der Europäischen Union. „Lasst uns dieses kaputte System in Brüssel, die Flagge und die verfehlte Hymne in Brüssel zerreißen“, triumphierte Nigel Farage damals. Für Populisten ist die Welt immer so simpel: Da sind Probleme und es gibt genau eine richtige Lösung und ich gebe sie euch! Das müde und unmündige Volk applaudiert. Endlich einer, der den Mut hat, es DENEN zu zeigen! Und wie entlarvend das damals war! Kaum haben sie das britische Volk in diesen Schlamassel reingeritten, waren sie alle von der politischen Bühne verschwunden. Warum wohl?

In einem Video erklärt der britische Abgeordnete Richard Ashworth im Europäischen Parlament, dass kein einziger Premierminister in den letzten 25 Jahren den Briten die EU erklärt hätte, was Europa täte, was die Vorteile eines gemeinsamen Europa wären und warum das wichtig sei. Sie hätten nie die Unwahrheiten, die verbreitet wurden, dementiert und sie hätten nie die Verantwortung dafür übernommen, was sie in der Europäischen Kommission beschlossen hätten. Und aus diesem Grund hätte die britische Presse die Möglichkeit gehabt, eine 20-jährige Kampagne gegen die EU zu führen, die auf Unwahrheiten, Lügen und Täuschungen beruhte. Die Konsequenz daraus wäre eine gespaltene britische Nation und eine Parlament in der Dauerkrise. In diesem Sinne könne man den Brexit als warnendes Beispiel für die Menschen in Europa verstehen. Er fügt, an die Menschen in Europa gerichtet, hinzu, dass diese Generation die längste Periode von Frieden und Wohlstand erlebt hätte, die es in der Menschheitsgeschichte je gab und sie solle das niemals für selbstverständlich nehmen. Sie solle das wertschätzen, dafür kämpfen und das jeden Tag verteidigen. Er erntet dafür viel Applaus.

Brexit Abstimmung 23. Juni 2016
Abb. 1. Brexit-Abstimmung, 23.6.2016, 8:00 Uhr, London.

Die Brexit-Abstimmung 2016 fand statt unter einem Neptun-Saturn-Quadrat und einem Jupiter-Pluto-Trigon (siehe Abb. 1). Die Stimmung kippte damals gerade europaweit von einer optimistischen Willkommenskultur in eine zunehmend fremdenfeindliche Grenzen-dicht-Sichtweise. In Österreich und Deutschland waren es syrische und afghanische Flüchtlinge, die den Menschen zu viel wurden, in Großbritannien hauptsächlich EU-Ausländer und hier vor allem Polen, die scheinbar an allen Missständen schuld waren. Und in dieser Stimmung war es verlockend zu sagen: Wir treten einfach aus der EU aus und alle Probleme sind gelöst. Wir gehen fortan einer strahlenden Zukunft entgegen, während die EU ohne uns untergeht.

Wenn politische Lösungen doch nur so einfach wären, wie Populisten sie dem Volk verkaufen!

Austritt oder nicht? Und wenn ja, wie?

Fast drei Jahre später, schüttelt ganz Europa den Kopf über das Chaos und die Kopflosigkeit der Briten, die offenbar nicht wissen, was sie wollen. Sie wollen keinen harten Brexit, wollen aber auch das EU Austrittsabkommen nicht. Inzwischen demonstrieren hunderttausende für einen Verbleib in der EU, also einen Exit vom Brexit und mehrere Millionen Briten unterzeichneten eine Petition für den Verbleib. Die Konsequenzen und Risiken eines EU-Austritts sind mittlerweile bei vielen Menschen angekommen, insbesondere junge Menschen fürchten um ihre Zukunft. Auch die EU-Offiziellen sind inzwischen sehr verärgert über die Briten, die immer schon Sonderrechte in der EU hatten und sich auch jetzt wieder ganz spezielle Zugeständnisse zu erwarten scheinen. Bester Beweis dafür ist die sinngemäße Aussage der EU-Kommission vom 22. März 2019: entweder ihr akzeptiert den Austrittsvertrag, dann könnt ihr bis 22. Mai in der EU bleiben, um etwaige Gesetze zu verabschieden oder ihr akzeptiert ihn nicht, dann bekommt ihr lediglich eine 14-tägige Verlängerung und einen harten Brexit. Im Klartext heißt das so viel wie: Friss Vogel oder stirb!

Großbritannien, Brexit, EU-Austritt, 29. März 2019
Abb. 2. Großbritannien (Act of Union), 1.1.1801, 0:00 Uhr, Westminster. Transite am 29. März 2019.

Mit dem Waage-Aszendenten ist Großbritannien ein Land der Diplomatie, der Verhandlungskunst, des Ausgleichs und der Kunst. Begegnung, Austausch und Beziehungen sind hier besonders wichtig. Dies steht im Kontrast mit der Sonne in 4, die in Mundanhoroskopen meist großen Patriotismus und Nationalismus anzeigt.

Im Moment stehen drei Konstellationen im Vordergrund, die Saturn-Opposition zum Mond (1), das Jupiter-Neptun-Quadrat auf Merkur (2) und Uranus, der ein Quadrat mit Jupiter bildet (3) und soeben in das 8. Haus eintritt. Die Saturn-Opposition zum Mond ist übrigens am 24. März erstmals exakt und wird zwei weitere Male, am 6. Juni und am 14. Dezember 2019 exakt. Die Angst des Volkes (Mond) wird hier maximal. Es werden Einschränkungen, Verengungen, Nahrungsmittelengpässe und finanzielle Einbußen befürchtet. Auch Pluto steht aktuell immer noch im Orbis einer Opposition mit dem Mond.

Uranus in 8 möchte Verträge auflösen und Befreiung aus alten Fesseln der Verbindlichkeit. Er transitierte dieses Haus bereits im Vorjahr, bevor er noch einmal in Widder zurück wechselte. Umso schwerer dürfte es mit dieser Konstellation fallen, neuerlich einen Vertrag vom mehr als 500 Seiten zu akzeptieren. Der Hard-Brexit ("einfach nur raus") erscheint zumindest aus der Sicht dieses Uranus sehr verlockend. Uranus folgt ja häufig einer Ideologie des "Hauptsache anders", wobei ihm die Konsequenzen oft nicht so wichtig sind. 2016 stand Uranus übrigens im exakten Trigon mit Uranus und im Quadrat mit dem Mond des Landes.

Die Neptun-Jupiter-Konstellation auf Merkur spiegelt vermutlich die Kopflosigkeit wieder, die derzeit im Vordergrund steht. Neptun in 6 allein stünde schon für Chaos in der Verwaltung, umso mehr als er auch noch im Quadrat mit Merkur, dem natürlichen Herrscher der Jungfrau steht. Im britischen Horoskop herrscht er übrigens über das 9. und 12. Haus. Zukunft, höhere Bildung, Beziehung mit dem Kollektiv und Hinterzimmer-Mauscheleien sind hier ein Thema.

Großbritannien, Nordirland, Brexit, Horoskop vom 1922
Abb. 3. Großbritannien (Neuorganisation 1922), 7.12.1922, 15:28 Uhr, Westminster; Transite vom 29. März 2019.

Das Horoskop von 1922

Relevant ist möglicherweise auch das Horoskop von 1922, das die Neuorganisation Großbritanniens, nachdem der größte Teil Irlands unabhängig wurde, abbildet. Dies vor allem deshalb, weil  Nordirland den größten Knackpunkt des Austrittsvertrages darstellt. Interessanterweise steht der Mond in diesem, mehr als 120 Jahre jüngeren Horoskop, fast genau an der gleichen Stelle wie im Horoskop von 1801. Mit seiner Stellung auf 23° Krebs steht hier jedoch Pluto in exakter Opposition mit dem Mond und nicht Saturn. Vorstellungen, Sichtweisen und Verträge (Karfreitagsabkommen 1999!) verursachen hier eine nahezu unlösbare Situation. Mit dem Austritt Großbritanniens MUSS die nordirische Grenze zur EU-Außengrenze werden, da die Republik Irland weiterhin EU-Mitglied bleibt, während sie aufgrund des Friedensabkommens von 1999 und auch, weil man keinen neuerlichen Bürgerkrieg riskieren will, keine harte EU-Grenze sein DARF! Der zusätzliche Mondknotentransit über den Mond betont zusätzlich, wie wichtig diese Frage für die Bevölkerung ist.

Auch in diesem Horoskop macht Neptun ein Quadrat mit Merkur und zusätzlich zur Sonne, die exakt auf dem Tierkreisgrad steht, wo Jupiter im August seine Station zur Direktläufigkeit haben wird.

Saturn und Pluto bilden ihre Konjunktion am 12. Jänner 2020 übrigens gradgenau in Opposition mit dem Mond dieses Horoskops. Der Zwillinge-AC dieses Horoskops deutet hier vielleicht auch an, dass das neue Großbritannien nach 1922 aus einer Abspaltung Irlands entstanden ist. Mit den aktuellen Transiten auf Merkur durch Jupiter und Neptun, wird das Spaltungsthema auf andere Weise wieder aufgenommen. In der ungünstigsten Deutung ist ja das Zwillinge-Zeichen ein Zeichen tiefster Verzweiflung (Zitat Markus Jehle), eben weil es so viele Möglichkeiten gibt und weil Entscheidungen so schwer fallen. Psychologisch betrachtet sind Entscheidungen vor allem deshalb so schmerzhaft, weil mit ihnen Alternativen wegfallen, für die man sich dann eben nicht entschieden hat.

Wegen dieser starken Transite kann vermutet werden, dass die Verunsicherung und Angst in der Bevölkerung noch eine ganze Weile anhalten wird. Denn selbst wenn die Briten den Vertrag der EU in den kommenden Wochen akzeptierten, stehen unmittelbar nach dem Austritt langwierige Vertragsverhandlungen über künftige Zollvereinbarungen und auch die endgültige Lösung der Nordirland-Frage an, die sich ebenso Jahre hinziehen könnten. Dass die EU hier in den meisten Fällen am längeren Hebel sitzen dürfte, macht die Sache für die Briten wohl nicht einfacher.

Der Brexit aus Sicht der EU

EU (Maastricht-Vertrag), Transite 29. März 2019
Abb. 4. EU (Maastricht-Vertrag), 7.12.1992, 18:30 Uhr, Maastricht/Niederlande; Transite am 29.3.2019.

Für die EU (Maastricht-Horoskop) hat im November 2017 ein ganz neuer progressiver Zyklus begonnen. Damals fand auf 15° Fische im 7. Haus ein progressiver Neumond statt. Der progressive Mond wechselte am 19. März 2019 in das Zeichen Widder. Weshalb für die nächsten 2 1/2 Jahre von Seiten der EU mit sehr viel mehr Entschlossenheit gerechnet werden darf als zuletzt.

Das Horoskop der gegenwärtigen EU weist einen Löwe-Aszendenten auf. Damit stehen Kunst, Kultur, Lebensfreude, aber auch Unternehmertum und im ungünstigsten Fall eine gewisse Bevormundung im Vordergrund dieser Entität. Mit der Sonne im 6. Haus wird die EU von vielen oft als bürokratisches Ungetüm empfunden, mit teilweise ans absurde grenzenden technischen (Wassermann) Vorschriften. Für das Volk stehen bisweilen Vorschriften, Vorstellungen und internationale Verpflichtungen im Vordergrund (Mond in 8), die die persönliche Freiheit einzuschränken scheinen. Auch könnte der Eindruck entstehen, dass es immer nur um Geld geht.

Aktuell bildet Pluto eine Konjunktion mit dem Mars dieses Horoskops, während Saturn Venus und Neptun sowie Uranus transitiert. Im Jänner 2020 wird die Saturn-Pluto-Konjunktion sehr genau auf Mars stattfinden. Das 5. Haus steht im Mundanhoroskop für Kultur, Sport, emotionalen Ausdruck, High Society und finanzielle Spekulationen. Die Kultur der Reglementierungen, der Gesetze und Grenzen könnte dann einen Höhepunkt erfahren, indem die EU Gesetze auf den Weg bringt, die Steuervermeidung und -hinterziehung sehr erschweren. Nachdem Saturn und Pluto so viele wichtige Konstellationen dieses Horoskops transitieren, dürfte der Reformbedarf innerhalb der EU auch immer offensichtlicher werden, zumal mit dem Austritt der Briten aus der EU auch sehr viel Geld fehlen wird.

Der Mond wird aktuell von Chiron transitiert, was vielleicht Ausdruck davon ist, dass die Bevölkerung sich von den EU-Gremien oft unverstanden fühlt. Hier geschehen aktuell auch einige Verletzungen, die mit historisch sehr alten Wunden Europas zu tun haben (Chiron kommt aus 12). Diese Wunden können wohl nur geheilt werden, wenn alle Missverständnisse, aller Unmut, alle Tabus und alten Ressentiments auf den Tisch gelegt werden. Unterstützt wird dieser Prozess von Neptun, der soeben in das 8. Haus eintritt und mithelfen könnte, alte Vorstellungen aufzulösen.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Brexit einerseits ein Lehrbeispiel dafür darstellt, wie Demagogen und Populisten derzeit die Bevölkerung Europas aufhetzen und Hass, Missgunst und Neid überall dort schüren, wo sie sich einen Vorteil davon versprechen. Andererseits werden hier aber auch tiefe Wunden aufgerissen, die längst eines Arztes bedurft hätten und zum Dritten wird vielen Menschen jetzt klar, dass die EU ihrer Idee nach ein äußerst segensreiches und gutes Projekt ist, das uns Frieden und Wohlstand gebracht hat, wie wir sie bisher in der Geschichte noch nie erlebt haben. In den Strukturen gibt es aber reichlich Probleme (Saturn und Pluto in Steinbock als Auslöser von Venus, Uranus, Neptun und Mars im EU-Horoskop), die jetzt gemeinsam angegangen werden sollten, um dieses Projekt zukunftsfit zu machen.

Und wenn dieser Tage so viele Länder dieser Welt auf politische Vereinfacher und Populisten hereinfallen, ist das auch ein Ausdruck einer Verwirrung und Verunsicherung im Zuge sehr großer Werteverschiebungen, Zusammenbrüche und Umstrukturierungen. Die Menschen hätten gerne einfache und schnelle Lösungen sowie eine rasche Beruhigung der weltpolitischen Lage. Ein verständliches Bedürfnis, aber letzten Endes werden die Vereinfacher über ihre eigenen Fehler stolpern und an ihrer politischen Verantwortungslosigkeit scheitern. Mit Saturn und Pluto in Steinbock bewährt sich vor allem Haltung, Klarheit und erwachsene Verantwortlichkeit, womit wahrscheinlich viele heute erfolgreichen Populisten historisch als Eintagsfliegen verblassen werden.

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