Das Zeitfenster

Der Saturn-Uranus-Zyklus dauert etwa 45 Jahre und gehört damit zu den längeren Zyklen. Er beinhaltet Themen wie Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft, Rebellion gegen Autoritäten, neue Ordnungen, Konzentration und Dezentralisierung, Befreiung aus Strukturen, Konkretisierung einer Vision.

Abb. 1. Neumond, 23. April 2020, 2:26 Uhr UT, ohne Häuser.

Am 23. April ereignet sich ein Neumond, der gewissermaßen ein Zeitfenster in die Jahre 2021/22 darstellt. Es handelt sich um einen Neumond in Stier, der in Konjunktion mit Uranus stattfindet und ein Quadrat mit Saturn bildet. Damit löst er das für die nächsten beiden Jahre wesentliche Saturn-Uranus-Quadrat aus. Auf dem Null-Meridian in Greenwich findet dieser Neumond zusätzlich mit einem Wassermann-Aszendenten in Konjunktion mit Mars statt, was Uranus mundan zum Herrscherplaneten dieses Neumondes macht.

Für Berlin, Wien und Zürich findet der Neumond übrigens mit einem Fische-Aszendenten statt, für Wien sogar in Konjunktion mit Neptun. Eine wichtige Rolle bei diesem Neumond spielt auch Venus als Dispositor des Zeichens Stier. Sie bildet ein Trigon mit Mars und ein Quadrat mit Neptun. Letzteres wird, bedingt durch die Rückläufigkeit der Venus, im Mai und Juni drei Mal exakt.

Abb. 2. Uranus-Saturn-Quadrat, grafische Ephemeride 1.1.2020 bis 31.12.2022.

Betrachten wir die grafische Ephemeride des Uranus-Saturn-Quadrats, so sehen wir, dass es bereits im Frühjahr 2020 in einen Orbis von 5 Grad kommt. Exakt wird es dann dreimalig im Jahr 2021. Dort wo sich die Linien von Saturn (braun) und Uranus (blau) schneiden, finden die exakten Konjunktionen statt (17. Februar, 14. Juni und 24. Dezember 2021). Wie wir in der Grafik gut erkennen können, wird das Quadrat im Sommer 2022 weiterhin in einem engen Orbis stehen. Erst Mitte Dezember 2022, wenn Saturn sich über 21° Wassermann hinausbewegt, entfernt sich das Quadrat dann aus einem Orbis von 5 Grad.

Wir dürften also in den nächsten beiden Monaten einen Vorgeschmack auf die Themen der Jahre 2021/22 bekommen, weshalb ich den Artikel "Das Zeitfenster" genannt habe. Überhaupt verdeutlicht diese Konstellation ein wenig, dass astrologische Ereignisse kein punktuelles Geschehen sind. Die Zyklen von Langsamläufer-Aspekten ziehen sich oft über Jahre hin. Erinnern wir uns beispielsweise an das Uranus-Pluto-Quadrat, das zwar in den Jahren 2012 bis 2015 insgesamt sieben Mal exakt wurde, aber auch schon einige Jahre davor und sogar bis 2019 spürbar war, als Uranus endgültig in den Stier eingetreten ist. Auch die Saturn-Pluto-Konjunktion dauert mindestens von Februar 2019 bis Dezember 2020 und war keineswegs nach ihrer einmaligen Exaktheit am 12. Januar 2020 zu Ende.

Wir haben es auch niemals mit nur einem konkreten Ereignis zu tun, sondern meist mit einer Fülle von Entwicklungen, die um die Zeiten der Exaktheiten einer Zyklusphase spür- und greifbarer werden. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass parallel zahlreiche andere Zyklen laufen, die ebenfalls wichtig sind und in ihrer Bedeutung selbst für erfahrene Mundan-Astrologen nicht immer leicht zuzuordnen sind. Wenn ich versuchen wollte, die aktuelle Zeitqualität an astrologischen Konstellationen festzumachen, würde ich sagen, dass wir es aktuell mit einem totalen Systemschock (Saturn-Pluto) zu tun haben, der zu einer völligen Transformation des Reisens und des globalen Handels (Jupiter-Pluto) führen dürfte. Zusätzlich erleben wir einen massiven Innovationsschub im Bereich der Technik und der globalen Kommunikation (Vorboten der Jupiter-Saturn-Konjunktion im Wassermann) sowie kollektive Ängste und allerlei alternative Welterklärungen (Jupiter-Pluto Sextil Neptun). Aber das ist nur meine Deutung. Mit entsprechender Begründung lassen sich sicher auch andere Zuordnungen finden. Der Punkt ist, wir kennen den ganz großen Plan nicht und oft wird uns erst hinterher klar, was wirklich geschah.

Bezüglich des Neumondes von 23. April stehen zusätzlich die Themen Information, Wissenschaft, Technik, Kommunikation, aber auch Falsch-Information, Illusion und Täuschung im Fokus. Dies aufgrund der Stellung der Venus in den Zwillingen, im Trigon mit Mars im Wassermann und im Quadrat mit Neptun. Aber auch Saturn in Wassermann hat viel mit Wissenschaft, Zahlen, Daten und Fakten zu tun. Im Quadrat mit Uranus verändert er auch unser Verständnis und unsere Werte hinsichtlich Materie und Geld.

Der Uranus-Saturn-Zyklus (1988-2032)

vollständiger Uranus-Saturn-Zyklus
Abb. 3. Vollständiger Uranus-Saturn-Zyklus, 1988 bis 2032.

Der aktuelle Uranus-Saturn-Zyklus begann 1988 mit einer dreimaligen Konjunktion Ende Schütze. Mundanastrologisch hat das Schütze-Zeichen unter anderem mit Werten, Philosophien, höherer Bildung, Beziehungen zu anderen Ländern und Kulturen, mit Rechtssprechung und internationalem Handel zu tun.

Um die Zeit der Konjunktion kam es zu einer Annäherung der USA und der Sowjetunion, womit das Ende des Kalten Krieges eingeläutet wurde. Obwohl der Begriff der "Globalisierung" im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Entwicklungen schon seit den 1960-er Jahren gelegentlich verwendet wurde, begann er in den späten 1980-er Jahren konkret spürbar und immer häufiger verwendet zu werden. Eine Entwicklung, die vermutlich auch mit dem Uranus-Saturn-Zyklus in Schütze zu tun hat. Das ist auch deshalb wahrscheinlich, weil es in den Hauptphasen zu markanten wirtschaftlichen Weichenstellungen kam. So platzte im Frühjahr 2000 die sogenannte Dotcom-Blase, fast zeitgleich mit dem letzten zunehmenden Uranus-Saturn-Quadrat. Parallel zur ersten Opposition kam es zur Lehman-Pleite, die die Finanzwelt tief erschütterte und die Welt in eine lang dauernde Wirtschaftskrise schlittern ließ. Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Corona-Krise kam es erneut zu massiven Einbrüchen an den Börsen und der Erwartung einer weltweiten Rezession, einer Entwicklung, deren gesamtes Ausmaß wir vielleicht erst mit dem tatsächlichen Quadrat im Jahr 2021 voll ermessen werden können.

Der Saturn-Uranus-Zyklus dauert etwa 45 Jahre und gehört damit zu den längeren Zyklen. Er beinhaltet Themen wie Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft, Rebellion gegen Autoritäten, neue Ordnungen, Konzentration und Dezentralisierung, Befreiung aus Strukturen, Konkretisierung einer Vision. Demokratie versus autoritäre Strukturen, Grenzen und Freiheit oder Grenzen der Technik. Bei diesem Quadrat geht es also, von Uranus her betrachtet, um die Erneuerung von Bewährtem oder, von Saturn her betrachtet, um die Strukturierung außergewöhnlicher Ideen. Nur dasjenige, was sich wandelt, bleibt letzten Endes bestehen. Wir haben jetzt die Chance, unseren Pioniergeist auf realistische Ziele zu lenken und unseren Horizont durch mutige Projekte zu erweitern. Es geht auch um nachhaltigen Fortschritt anstatt schnellen Erfolges.

Ich möchte diesen Zyklus in einer Metapher den Quantenzyklus nennen. Dabei verstehe ich Uranus als Wellenfunktion, die an einer bestimmten Stelle kollabiert und saturnisches Teilchen wird. Diese Metapher finde ich insofern ganz brauchbar, weil Uranus die kreative, inspirierte, strukturlose Welt der Ideen verkörpert, die dann im saturnischen konkrete Realität werden kann. Beim abnehmenden Zyklus geht es allerdings nicht mehr darum, dass etwas Neues entsteht, sondern es werden jetzt die Erkenntnisse der "Vollmondphase" des Zyklus, also der Opposition in den Jahren 2008 bis 2010, ausgesät.

Das abnehmende Quadrat 2021

Das kommende Quadrat wird dreimalig auf den Graden 7°14‘ bis 13°07‘ Wassermann/Stier stattfinden. Am 23. April 2020 erhalten wir mit dem Neumond im Stier, in Konjunktion mit Uranus und im Quadrat mit Saturn, eine erste Ahnung davon, worum es bei diesem Quadrat gehen könnte.

Dane Rudhyar schreibt über die Phase des abnehmenden Quadrats: "Die Phase des Letzten Viertels ist wie das Erste Viertel ein Augenblick der Krise und Polarisierung; doch diese Krise dreht sich um Probleme des Bewusstseins und der Formulierung und nicht um den Aufbau neuer organischer Strukturen. Konflikte werden hier, zumindest auf ideologischer Ebene eine grosse Rolle spielen; und wenn wir die abnehmende Periode des Zyklus´ als Ebbe der biologisch-kulturellen Kraft betrachten, dann stellen wir fest, dass der Zusammenbruch aller Idole und Bilder, der hier leicht möglich ist, dazu neigt, physiologische und soziale Krisen hervorzurufen – Krankheit und Revolution." (Rudhyar, 1994, S 53)

Wenn wir uns ansehen, womit die Opposition einherging, können wir erahnen, welche Themen uns beim Quadrat beschäftigen dürften. Vermutlich müssen wir erkennen, dass Globalisierung, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten gelebt haben, nicht funktioniert. Zwar gab es immer schon vehemente Kritiker des Auslagerns von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer, aber im Zuge der Corona-Krise erkennen wir jetzt auch, wie verwundbar wir dadurch geworden sind, weil sehr viele nun wichtige Produkte (z.B. medizinische Ausrüstung und Schutzkleidung) längst nicht mehr in unseren Ländern produziert werden und deshalb in der Krise nicht schnell oder teilweise überhaupt nicht verfügbar sind. Es wird also bei diesem abnehmenden Uranus-Saturn-Quadrat nicht allein aber auch darum gehen, Wirtschaft völlig neu zu denken.

Meilensteine ins Informationszeitalter

Im kommenden Informationszeitalter wird Wirtschaft dann ohnehin anders funktionieren als bisher. Schon in der aktuellen Corona-Krise sehen wir einzelne Unternehmen, die ihre Produktion quasi von heute auf morgen umstellen und plötzlich Desinfektionsmittel, Schutzkleidung oder Schutzmasken herstellen. Dem 3D-Drucker, den ich anderenorts als Entsprechung von Uranus in Stier voraussagte (vgl. Artikel "Befreiung vom Materiellen" in Meridian 18/3), wird dabei eine wichtige Rolle zukommen. Wir brauchen dann keine tausende Quadratmeter großen Produktionshallen mehr, sondern sind hochgradig flexibel und stellen immer nur das her, was benötigt wird.

Hier wird übrigens auch der Uranus-Saturn-Zyklus mit seiner nächsten Konjunktion einen wichtigen Entwicklungsschritt darstellen. Meilensteine auf dem Weg der Entwicklung hin zum Informationszeitalter werden insbesondere die folgenden Konstellationen darstellen:

  • 21.12.2020: Jupiter-Saturn-Konjunktion auf 0°29′ Wassermann
  • 2021: Uranus-Saturn-Quadrat auf 7° bis 13° Stier/Wassermann
  • 2023/24: Eintritt Plutos in den Wassermann
  • 2025/26: Eintritt Uranus´ in die Zwillinge
  • 2026-2028: fünfmaliges Uranus-Pluto-Trigon auf 4° bis 9° Zwillinge/Wassermann
  • 28.6.2032: Uranus-Saturn-Konjunktion auf 28°01′ Zwillinge

Eine wichtige Vorbedingung dafür wird sein, dass wir uns jetzt sehr fest in der Realität verankern, um mit dieser Schnelligkeit später zurecht zu kommen. Außerdem kann es nicht schaden, hinsichtlich technischer Möglichkeiten auf dem Laufenden zu bleiben. Wir müssen uns nicht komplett von der Technik abhängig machen und ab und zu ist es sicherlich wohltuend, sämtliche Kommunikation komplett abzuschalten, aber sich der Technik zu verweigern, würde uns unweigerlich ins berufliche und soziale Out katapultieren.

Für feuer- und luftzeichenbetonte Menschen dürfte das kommende Informationszeitalter paradiesisch erscheinen, für erd- und wasserbetonte könnte es sehr anstrengend und verunsichernd wirken. Hier hilft uns allerdings wiederum das Wissen um Zyklen, denn es wird auch in Zukunft Langsamläufer geben, die durch Erd- und Wasserzeichen transitieren. Nur weil Information, Wissen, Forschung in den Vordergrund rücken, müssen deshalb nicht alte Sicherheiten, Tugenden und Fähigkeiten vollkommen verschwinden. Es kann auch sein, dass wir dann gerade die Langsamkeit, das zu sich kommen, den persönlichen Kontakt und die meditative Versenkung ganz besonders zu schätzen wissen.

Zahlen, Daten, Fakten

Im kommenden Lunationszyklus (23.4. bis 22.5.2020) wird übrigens auch die Venus rückläufig. Vielleicht ist das eine Gelegenheit, uns tiefgreifend mit den Themen Information, Forschung, Kommunikation und geistige Interessen auseinanderzusetzen. Wir erfahren ja aktuell fast täglich, wie trügerisch und bisweilen unzuverlässig Informationen sein können. So hören wir seit der Corona-Krise fast täglich, dass wir mehr Zahlen benötigen würden oder manchmal sogar "belastbare Zahlen". Was für eine wunderbare Umschreibung für Wassermann-Saturn!

Venus in den Zwillingen wird in diesem Prozess in den nächsten Monaten eine maßgebliche Rolle spielen. Sie wird am 13. Mai rückläufig und bleibt das bis 25. Juni 2020. In dieser Zeit wird sie auch insgesamt drei Quadrate mit Neptun, am 4. Mai, 20. Mai und am 27. Juli bilden. Wahrheit, Erfindung, kluges Marketing, Lüge, gezielte Manipulation werden in dieser Zeit noch schwerer zu unterscheiden sein als ohnehin. Hier ist ständige Realitätskontrolle (Saturn) gefragt, um nicht vollkommen in Daten oder auch Desinformation zu ertrinken.

Diese Realitätskontrolle braucht aber Offenheit, Informationen aus verschiedenen Quellen und Kontrolle der Quellen, wieder und wieder. Sie hat nichts damit zu tun, dass wir uns eine eigene Parallelwelt basteln, an der wir dann dogmatisch festhalten und alle anderen Informationen als "Systemmedien" (übrigens ein Wort, das die Nationalsozialisten gerne verwendeten) verdammen. Dort, wo die Offenheit für neue Informationen verloren gegangen ist, ist es nicht mehr weit zum psychopathologischen Wahn! Egal, was ich glaube, ich muss fähig bleiben, meine eigene Überzeugung in Frage stellen zu können und einräumen können, dass ich mich irre. Wo Menschen glauben, die endgültige Wahrheit zu besitzen, sind sie zu Dogmatikern und Sektierern geworden. Manche Menschen verhalten sich aktuell so, als würden sie einen einzigen Satz aus einem 1000-seitigen Buch lesen und schon nach diesem ersten Satz glauben, die ganze Wahrheit zu kennen. Alles, was wir heute glauben, ist vorläufig. Immer. Schon morgen können wir an neue Informationen gelangen, die unsere bisherigen Überzeugungen in Frage stellen. Bleiben wir also neugierig, offen und bereit, uns überraschen zu lassen!

Literatur

Rudhyar, Dane & Rael-Rudhyar Leyla (1994). Der Sonne/Mond-Zyklus. Ein Schlüssel zum Verständnis der Persönlichkeit. Edition Astrodata.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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