Jahresthemen 2023

Wendepunkte des kommenden Jahres könnten wir insbesondere im März und im Mai erleben. Im März, weil gleich zwei Langsamläufer, nämlich Saturn (7.3.) und Pluto (23.3.) das Zeichen wechseln und eine Jupiter-Chiron-Konjunktion im Widder (12.3.) stattfindet. Im Mai findet das Jupiter-Pluto-Quadrat (18.5.) statt und kommt damit in die Durchbruchskrise. Das was 2020 entstand, wird jetzt deutlich sichtbarer werden.

Kreisephemeride 2023
Abb. 1. Kreisephemeride der Planeten-Bewegungen 2023 (Merkur bis Pluto).

Astrologie ist Unsinn, sagen die einen. Astrologie ist die älteste Wissenschaft der Welt, sagen die anderen. Was ist Astrologie wirklich? Astrologen beobachten seit mindestens 4000 Jahren die Bewegungen der Himmelskörper und vergleichen damit das parallele Geschehen auf der Erde in politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Idee ist, dass die Konstellationen oben auf dem Himmel etwas mit den Ereignissen unten auf der Erde zu tun haben. Das war immer schon eine sehr systematische, wenn nicht sogar wissenschaftliche Vorgehensweise. Was wir nicht wissen, ist, warum die Bewegungen am Himmel etwas mit den Ereignissen auf der Erde zu tun haben sollten. Uneingestanden oder nicht benötigen wir dafür die Annahme eines göttlichen Plans, eines beseelten Universums oder eines universellen Bewusstseins, das völlig unabhängig vom Menschen existiert. Wohl aus diesem Grund gilt die Astrologie heutzutage als unwissenschaftlich.

Als Astrologen begegnen wir vielen Vorurteilen. Neulich las ich in einer Tageszeitung: "Astrologen behaupten, dass die Sterne die Menschen beeinflussen. Das ist selbstverständlich Unsinn." In dieser Aussage stecken gleich zwei Fehler. Erstens beobachten westliche Astrologen seit mehr als 2000 Jahren nicht mehr die Sterne. Die westliche Astrologie hat mit den Sternen überhaupt nichts zu tun. Wir beobachten die Bewegungen der Planeten in unserem Sonnensystem von der Erde aus, aber nicht die Sterne. Und zweitens geht heute kein Astrologe davon aus, dass Sterne oder Planeten irgendeinen physikalischen Einfluss auf uns haben. Wenn das überhaupt jemals der Fall war! Astrologen gehen davon aus, dass Planeten-Konstellationen etwas anzeigen, aber nicht, dass sie etwas bewirken. Ähnlich wie ein Thermometer an der Wand ja auch nicht die Temperatur im Raum verursacht, sondern nur misst.

Daran schließt häufig gleich das nächste Vorurteil an, das damit in Zusammenhang steht. Das ewig dumme Argument, dass sich die Sternbilder in den letzten 2000 Jahren ja verschoben hätten. Die Beobachtung ist zweifellos richtig, aber wie oben schon gesagt, hat die westliche Astrologie mit den Sternen nichts zu tun. Insofern ist diese Beobachtung gänzlich irrelevant. Astrologen beziehen sich seit der Antike auf den tropischen Tierkreis und nicht auf die Sternbilder. Der tropische Tierkreis ist ein reiner Messkreis, der auf den Himmel projiziert wird und seinen Anfang dort hat, wo die Sonne den Himmelsäquator von Süden nach Norden schneidet. Diesen Punkt nennen wir den Frühlingspunkt und der ist astronomisch-mathematisch exakt bestimmbar. Im Jahr 2023 erreicht die Sonne diesen Punkt am 20. März um 21:24:17 Uhr Universal Time, also 22:24:17 Mitteleuropäischer Zeit. Astrologen nennen diesen Zeitpunkt auch den Widder-Ingress der Sonne. Von diesem Punkt ausgehend, projizieren wir einen Messkreis an den Himmel, den wir dann in exakt 12 gleich große Abschnitte zu 30 Grad teilen, die wir Tierkreiszeichen nennen. Die Sternbilder mögen in früherer Zeit als Namensgeber für den Tierkreis gedient haben, haben aber in der westlichen Astrologie sonst keine Bedeutung mehr.

Die Grenzen der Astrologie

Zum Jahreswechsel möchten viele Menschen von Astrologen wissen, wie denn das nächste Jahr werden würde. Viele wollen dann auch ganz Konkretes hören, wie etwa dass ein Krieg endete, ein bestimmter Politiker abgelöst würde oder dass die Wirtschaft sich deutlich besser entwickeln würde. Solche Jahresprognosen sind sämtlich unseriös. Konkrete Ereignisse voraussagen kann die Astrologie nicht. Wir können idealerweise Konstellationen beschreiben, die im kommenden Jahr eine Rolle spielen werden und wir können aus diesen Konstellationen mögliche Themen angeben, um die es gehen könnte. Konkrete Prognosen über weltpolitische Ereignisse, Naturkatastrophen oder wissenschaftliche Entdeckungen können wir jedoch nicht machen.

Einige Kollegen empfinden das offenbar als unbefriedigend und entscheiden sich, doch die eine oder andere konkrete Prognose zu machen. Diese ist dann jedoch selten astrologisch fundiert, sondern entspricht meist der eigenen Weltanschauung oder Voreingenommenheit. Eine andere Lösung stellt die Verwendung großer Worthülsen dar, wie etwa "Wertewandel", "Zeit der Veränderung" oder "Strukturwandel", ohne zu erklären, was man damit eigentlich meint. Noch schlimmer finde ich nur, wenn Kollegen eine einzige Deutung einer Konstellation herausgreifen und diese unheilschwanger mit besorgter Miene ihrem Publikum verkünden. So etwa: "Saturn in Fische – das ist natürlich die klassische Pleitekonstellation". Eine solche Aussage erachte ich als unethisch! Sie erweckt beim Publikum Angst, obwohl sie vollkommen nichtssagend ist. Denn für wen ist das eine Pleitekonstellation? Unter welchen Bedingungen und wann? Außerdem ist es astrologisch nicht seriös, eine einzige Deutung herauszugreifen und so zu tun, als wäre es die einzig mögliche.

Die Kernkompetenz der Astrologie

Was Astrologie jedoch kann, ist Bedeutung und Sinn zu liefern für Konstellationen, die die Menschheit in ähnlicher Form schon beobachten konnte. Die Grundannahme der Astrologie ist, dass die Planeten-Stellungen am Himmel eine analoge Entsprechung auf der Erde haben. Über die Jahrhunderte haben Astrologen Zuschreibungen für bestimmte Konstellationen gefunden, die in ähnlicher Weise immer wieder am Himmel sichtbar werden, sich aber niemals exakt wiederholen. Ob diese Zuschreibungen immer richtig sind, sei dahingestellt. Manche Deutungen müssen wir vielleicht vor unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Zeitepochen auch anpassen.

Die Kernkompetenz der Astrologie ist es, Zeitqualität zu deuten und Möglichkeiten anzugeben, die in bestimmten astrologischen Konstellationen enthalten sein können. Wir verwenden dazu biografische und historische Untersuchungen und vergleichen Personen und Zeiten, bei bzw. in denen sich ähnliche Konstellationen am Himmel zeigten, mit dem parallelen Geschehen auf der Erde. Dabei lassen sich gewisse Muster erkennen, anhand derer wir eingrenzen können, was uns bei künftigen ähnlichen Konstellationen erwarten könnte. Diese Methode ist fehleranfällig, weil wir möglicherweise bestimmte Annahmen darüber haben, was sich auf Erden unter bestimmten Konstellationen zeigen könnte und dann nur jene Ereignisse auswählen, die auf das Muster passen. Aus diesem Grund sollten wir stets sehr selbstkritisch vorgehen bei unseren Deutungen. Einige Astrologen scheinen in beinahe allen Planeten-Konstellationen immer nur Katastrophen und Negatives erkennen zu können und niemals das Potenzial. In diesem Fall sagt die konkrete Deutung einer Konstellation dann mehr über den Astrologen und seine Ängste aus, als über die astrologische Konstellation selbst. Aber das ist bei Prognostikern der anerkannten Wissenschaften mitunter nicht anders.

Wie deutet man Zeitqualität?

Um in der Mundanastrologie Themen angeben zu können, um die es in einem bestimmten Zeitraum gehen könnte, verwenden wir unterschiedliche Methoden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit fallen mir folgende astrologische Konstellationen ein, die wir deuten könnten:

  • das Neujahrshoroskop,
  • das Horoskop der Wintersonnenwende,
  • sämtliche Lunationen (Neu- und Vollmondkonstellationen) des Jahres,
  • die Sonnen- und Mondfinsternisse des Jahres,
  • wichtige Planeten-Ingresse (Eintritte eines Langsamläufers in ein neues Tierkreiszeichen),
  • wichtige Langsamläufer-Konstellationen (Konjunktionen, Quadrate, Oppositionen),
  • die Rückläufigkeitsphasen der Planeten,
  • die Bewegung der Mondknoten,
  • Phasen von Deklinationsparallelen und Out of Bound-Perioden,
  • die Stellungen der Langsamläufer in den Tierkreiszeichen,
  • Zyklusphasen der Langsamläufer und vermutlich noch einiges mehr.

Hier eine Auswahl zu treffen und zu entscheiden, was die wichtigsten Konstellationen sind, ist oft gar nicht so einfach. Mathematiker und EDV-Experten unter den Astrologen träumen wohl von einer Software, die alle diese Konstellationen integriert und uns schlussendlich ausgibt, was uns im kommenden Jahr erwarten wird. Aber eigentlich ist das ja gar nicht mehr nötig, wir wissen ja, dass die Antwort auf alles 42 ist 😉 (Adams, 2017).

Ich selbst habe mich in den vergangenen Jahren stark auf den Zyklischen Index bezogen, der von Barbault erfunden und von Ganeau entscheidend weiterentwickelt wurde (vgl. Artikel Astrologische Zyklen und Prognose). Die Idee dahinter ist, dass wir hier Zeiten identifizieren, in denen es gut läuft in der Welt und in denen es weniger gut läuft. Phasen mehrheitlich zunehmender Zyklen sollen hier auf Phasen des Wachstums, des Optimismus und der Offenheit hinweisen, während Phasen von mehrheitlich abnehmenden Zyklen eher auf pessimistische Stimmung, zurückgehendes Wachstum und auslaufende Entwicklungen hinweisen sollten.

Wenn wir derzeit in die Welt blicken, kann an dieser Erwartung betreffend des Zyklischen Indexes etwas nicht stimmen. Da im Moment 7 von 10 Zyklen zunehmend sind, müssten wir aktuell vor Optimismus nur so sprühen. Überall sollten wir Wachstum und Innovation wahrnehmen und die Stimmung sollte kollektiv sehr positiv sein. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Ich glaube mittlerweile, dass der Zyklische Index eine Illusion ist. Hier wollten mathematisch begabte Astrologen eine einzige Formel finden, die naturwissenschaftliche Exaktheit vermittelt oder vortäuscht. Dazu ist dieser Index wahrscheinlich auch viel zu oberflächlich. Es stimmt schon, dass ein zunehmender Zyklus eine andere Qualität hat als ein abnehmender, aber der Teufel steckt hier im Detail. Gemäß dieses Indexes müsste ein abnehmender Zyklus kurz vor der Konjunktion negativ sein, während er im Augenblick der Konjunktion sofort positiv wird. Nehmen wir, wie im ursprünglichen Index von Ganeau, noch die Winkeldistanzen dazu, dann müsste ein Planetenzyklus kurz vor der Opposition maximal positiv sein (Winkelwert 179,9), im Augenblick der exakten Opposition dann aber sofort maximal negativ werden (Winkelwert -179,9). Das hat offensichtlich mit der astrologischen Deutungspraxis nichts mehr zu tun. Im Zyklus werden auch keine traditionell positiv gedeuteten Aspekte (Sextile, Trigone) und negativ gedeuteten Aspekte (Quadrate, Oppositionen) unterschieden. Dazu kommt noch, dass in der astrologischen Deutung üblicherweise die Zeichenqualitäten der Konstellationen eine Rolle spielen oder auch, dass Jupiter und Neptun vielleicht besser zusammenpassen als Saturn und Uranus. Im Index wird das ebenfalls nicht berücksichtigt. Außerdem entwickeln sich verschiedene Kulturen und Länder ganz unterschiedlich. Auch das kann dann mit dem Zyklischen Index selbst nichts zu tun haben, wohl aber mit einzelnen Planetenzyklen, die für unterschiedliche Länder verschieden wichtig sein könnten.

Aus all diesen Tatsachen schlussfolgere ich, dass die Aussagekraft des Zyklischen Index wohl äußerst beschränkt sein dürfte. Es dürfte weit sinnvoller sein, sich auf die Zyklusphasen der Langsamläufer zu konzentrieren und diese im Detail zu analysieren.

Konstellationen zum Jahreswechsel

Abb. 2. Konstellationen zum Jahresbeginn 2023, 0 Uhr.

Seit Oktober 2022 sind die Planeten Saturn, Pluto, Jupiter und Neptun sowie der Asteroid Chiron direktläufig geworden. Gleichzeitig wurde Mars am 30. Oktober 2022 rückläufig und auch Merkur wechselte kurz vor dem Jahreswechsel seine Richtung. Damit sind zu Jahresbeginn noch drei Planeten rückläufig, nämlich Mars, Uranus und Merkur. Überprüfungen alter Themen stehen im Vordergrund und die Dinge entwickeln sich zunächst etwas langsam. Am 12. Januar wird dann Mars wieder direktläufig, am 18. Januar Merkur und am 22. Januar Uranus.

Nach der Station zur Direktläufigkeit bewegen sich alle diese Planeten noch für einige Wochen und Monate in Tierkreisbereichen, die sie zuvor schon zweimal berührt haben. Hier kommen also Entwicklungen zum Abschluss, bevor sich die Planeten in neue Tierkreisgrade hineinbewegen. So erreicht Saturn am 27.1.2023 neue Grade, die er zuvor nicht berührt hatte, Pluto tut das am 29.1.2023, Jupiter am 14.2.2023, Neptun am 24.3.2023, Chiron am 15.4.2023 und Uranus am 9.5.2023. Mit den Zeichenwechseln von Saturn (7. März) und Pluto (23. März) könnten sich Projekte, Vorhaben und politische Ereignisse dann sehr rasant entwickeln. Auch der Zeichenwechsel von Jupiter am 16. Mai könnte mit wichtigen weltpolitischen Ereignissen einhergehen. Ich werde im Abschnitt über das Jupiter-Pluto-Quadrat etwas näher darauf eingehen.

Themen des Jahres 2023

Im Jahr 2023 gibt es mehrere Zeichenwechsel von Langsamläufern, Pluto wechselt erstmals in den Wassermann, Saturn wechselt in die Fische und Jupiter wechselt in den Stier. Am 12.3. treffen sich Chiron und Jupiter auf 14°27‘ zu einer einmaligen Konjunktion im Stier. Im Mai erreicht der Jupiter-Pluto-Zyklus bereits sein zunehmendes Quadrat, also seine Durchbruchskrise. Das, was im Jahr 2020 begann, zeigt sich jetzt klarer und wir beginnen zu begreifen, was von diesem Zyklus in die Realität kommt. Der Jupiter-Uranus-Zyklus und der Saturn-Neptun-Zyklus treten in die balsamische Phase vor ihrer nächsten Konjunktion 2024 und 2026 ein. Insbesondere die Saturn-Neptun-Konjunktion von 2026, die innerhalb eines Orbis von 5 Grad bereits im Sommer 2025 beginnt, dürfte die bedeutendste Konstellation nicht nur in Jahrhunderten, sondern in Jahrtausenden sein!

Exkurs und Ausblick auf 2025/26

Raymond Merriman (2022) warf in der Zeitschrift Astrologie heute die Frage auf, ob es eine Saturn-Neptun-Konjunktion auf dem ersten Grad Widder wohl in der Geschichte schon einmal gegeben hätte. Ich bin dieser Frage nachgegangen und kann sie innerhalb eines Zeitraums von 6000 Jahren (3000 v.Chr. – 3000 n.Chr.) klar mit Nein beantworten. Wenn wir die Frage ein wenig erweitern und die Saturn-Neptun-Konjunktionen auf dem ersten Grad eines kardinalen Zeichens (Widder, Krebs, Waage, Steinbock) untersuchen, so finden wir ab 3000 v.Chr. folgende Konjunktionen:

  • 0°30‘ Steinbock, 2.2.1455 v. Chr.
  • 0°28‘ Waage, 25.12.1170 v. Chr.
  • 0°16‘ Waage, 29.1.1169 v. Chr.
  • 0°58‘ Krebs, 10.6.882 v.Chr.
  • 2°06‘ Widder, 5.3.594 v. Chr. (nicht 0 Grad, aber der Konstellation von 2026 am nächsten)
  • 0°58‘ Krebs, 2.7.1738 n.Chr.
  • 0°45‘ Widder, 20.2.2026 n.Chr.
  • 0°28‘ Steinbock, 4.1.2312 n.Chr.

Innerhalb eines Zeitraums von 6000 Jahren kommen solche Konjunktionen auf 1° kardinal insgesamt sieben Mal vor. Weshalb man hier wahrhaft von einer Jahrtausend-Konstellation sprechen kann. (Die Daten können wegen des julianischen Kalenders um einige Tage abweichen.)

Wir können erkennen, dass es in den letzten 6000 Jahren keine Saturn-Neptun-Konjunktion auf 1° Widder gegeben hat. Die ähnlichste Konstellation zum Jahr 2026 finden wir im Jahr 594 v.Chr., als eine Konjunktion der beiden Planeten auf 2°06‘ Widder stattfand. Interessant ist auch, dass die Konjunktion von 2026 erst die zweite Konjunktion auf dem 1. Grad kardinal seit 2000 Jahren ist. Zuvor fand lediglich im Jahr 1738 eine Konjunktion auf 0°58‘ Krebs statt.

Die Anfangsgrade der kardinalen Zeichen gelten in der Astrologie deshalb als wichtig, weil sie den Beginn von etwas markieren, jahreszeitlich sind das der Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang. Für Astrologen beginnt auch das Jahr mit dem Widder-Ingress, also meist am 21. März, gelegentlich, wie etwa 2023, auch am 20. März. Von hier aus entfaltet sich ein einjähriger Zyklus, der mit dem letzten Fischegrad und dem neuerlichen Eintritt der Sonne in den Widder wieder endet. Anders als in der üblichen Weltauffassung gibt es aber nie ein endgültiges Ende, da jedes Ende ein neuer Anfang ist (vgl. Artikel Das Ende ist der Anfang).

Die Konstellationen von 2023

Die wichtigsten Konstellationen des neuen Jahres sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Zeichenwechsel Saturns in Fische
  • Zeichenwechsel Plutos in Wassermann
  • Venus rückläufig in Löwe
  • Jupiter in Widder und Stier
  • Jupiter-Chiron-Konjunktion
  • Jupiter Quadrat Pluto
  • Mondknoten in Stier/Skorpion bzw. Widder/Waage
  • Jupiter-Mondknoten-Konjunktion
  • eine partielle und eine Halbschatten-Mondfinsternis sowie
    zwei ringförmige Sonnenfinsternisse
Abb. 3. Konstellationenübersicht 2020 bis 2030.

In der nebenstehenden Tabelle befinden sich außerdem die wichtigsten Konstellationen von 2020 bis 2030, in der wir erkennen können, dass insbesondere ab 2024 besonders viele bedeutsame Konstellationen auftreten werden. 2023 stellt hier gewissermaßen den Auftakt dar, um eine musikalische Metapher zu gebrauchen. Wir erhalten im Jahr 2023 einen ersten Vorgeschmack auf die Zeit mit Pluto in Wassermann und eine insgesamt stark luftzeichenbetonte Phase ab 2024. Ich werde im Folgenden auf einige, aber nicht auf alle diese Konstellationen eingehen.

Jupiter-Chiron-Konjunktion

Am 12. März 2023 findet eine einmalige Jupiter-Chiron-Konjunktion auf 14°27′ Widder statt. Der letzte Zyklus dieser beiden Himmelskörper begann im Jahr 2009 im Wassermann, dem Zeichen das für Unabhängigkeit, Freiheit und große Visionen steht. Mit der Verbindung der Himmelskörper Chiron und Jupiter durften wir uns der Probleme und Ungerechtigkeiten, die es in unseren Gemeinschaften gab, schmerzlich bewusst werden. Der letzte Zyklus von Chiron und Jupiter war eng mit Neptun verknüpft. Zwischen Mai 2009 und Februar 2010 fanden zahlreiche Konjunktionen dieser drei Himmelskörper untereinander statt, drei Jupiter-Chiron-Konjunktionen, drei Jupiter-Neptun-Konjunktionen und eine Chiron-Neptun-Konjunktion. Damit hatten wir es hier mit sehr viel transpersonaler, gesellschaftsverändernder und spiritueller Energie zu tun, die expandiert (Jupiter) werden sollte. Es war vielleicht ein Zyklus, der unser Augenmerk auf Mitgefühl, ganzheitliches Denken und Spiritualität lenken sollte (vgl. Artikel Chiron Opposition Jupiter).

Abb. 4. Jupiter-Chiron-Konjunktion 2023, 12.3.2023, 6:53 Uhr UT, ohne Häuser.

Der neue Zyklus beginnt im Tierkreiszeichen Widder und ist unaspektiert. Das Thema Ich-Du ist insofern besonders stark betont, da die Konjunktion auf dem kritischen 15. Grad des Tierkreiszeichens Widder stattfindet. Dieser Grad betont sehr stark das Planetenthema Mars-Venus, also partnerschaftliche Themen sowie allgemein das Thema der Begegnung.

Chiron und Jupiter haben beide spirituelle Bedeutung, sie stehen für Sinnsuche, Einsicht und Orientierung im Geistigen. Über die Auseinandersetzung mit einem tiefen Schmerz (Chiron) soll sich unser Bewusstsein wandeln. Mit der Stellung der Konjunktion im Widder geht es um Themen wie Durchsetzung, Aggression, Initiative, Antriebe, Neuanfang und Kampf. Die Themen des vorigen Zyklus berücksichtigend, könnten etwa die Klimaproteste deutlich aggressiver werden als bisher. Im positivsten Sinn könnten wir aber auch realisieren, dass es jetzt endlich Zeit ist zu handeln und engagiert in eine neue Energie-Zukunft aufzubrechen. Widder ist unter anderem auch das Zeichen für Antrieb und Energie und das kann durchaus auch wörtlich verstanden werden, als Energieerzeugung, Antrieb von Fahrzeugen und neuen Formen der Fortbewegung. Als Widder-Zyklus wird es vermutlich ein äußerst aktiver Zyklus, in dem sehr rasch und sehr entschlossen gehandelt wird. In der Verbindung mit Chiron kommt es dann allerdings immer wieder zu Selbstzweifeln, Infragestellungen und Isolationsgefühlen, insbesondere in den Hauptphasen des Zyklus. Das zunehmende Jupiter-Chiron-Quadrat findet 2025/26 statt, die Opposition 2029/30 und das abnehmende Quadrat 2033.

Tipp: Um selbst in die Zeitqualität hineinzuspüren, lohnt es sich, die Schlagzeilen der Zeitungen und Sozialen Medien um das Datum der exakten Jupiter-Chiron-Konjunktion zu verfolgen und kritisch zu prüfen, inwiefern diese etwas mit der Jupiter-Chiron-Thematik zu tun haben könnten.

Jupiter-Pluto-Quadrat

Jupiter und Pluto trafen sich 2020 zu einer dreimaligen Konjunktion, am 5. April, 30. Juni und 12. November 2020. April und November waren die Zeiten der ersten beiden großen Corona-Wellen, aber auch eine Zeit wild wuchernder Verschwörungserzählungen. Im Zusammenkommen von Pluto und Jupiter werden Weltentwürfe, Vorstellungen und Konzepte (Pluto) expandiert (Jupiter). Bisweilen werden hier auch Dinge zusammengefügt, die nicht zusammengehören. In der Begegnung von Jupiter und Pluto treffen sich zwei sehr starke Energien, wobei die eine Energie mit aller Macht in die Tiefe will und die andere mit aller Macht in die Höhe strebt. Pluto ist der Gott der Unterwelt und Jupiter der Herrscher des Olymps. Die gesellschaftliche Evolution paart sich mit dem plutonischen Blick in die Tiefe der Seele. Jupiter geht es immer um Sinnfindung, um Zusammenhänge, um Bedeutung. Jupiter will das Leben verstehen, den großen Plan sehen, die sinnhafte Klammer, die alles zusammenhält. Trifft er sich mit Pluto, ist es nur verständlich, dass diese großen Sinnzusammenhänge mit Ängsten, Tabus, Verstrickungen, Abgründen und Gewalt zu tun haben.

Abb. 5. Jupiter-Pluto-Quadrat, 18.5.2023, 1:11 Uhr UT, ohne Häuser.

Wenn Jupiter und Pluto im Mai ein Quadrat zueinander bilden, kommt dieser Zyklus in die Durchbruchskrise. An der Stelle des Zyklus zeigt sich, was von dem, was um die Konjunktion entstanden ist, bleibt und was verworfen werden muss. Die Stellung dieses Quadrats genau auf den Zeichenübergängen Steinbock/Wassermann sowie Widder/Stier ist bemerkenswert. Um die Tage des Quadrats löst außerdem Mars sowohl Pluto als auch Jupiter über eine Opposition und ein Quadrat aus. Den Übergang von Steinbock nach Wassermann nennen manche Astrologen die Sollbruchstelle im Tierkreis. Hier soll und muss etwas unwiderruflich zerbrechen und überwunden werden. Es könnte sich um eine weltanschauliche Desillusionierung handeln, einen Schock am Immobilienmarkt oder um das Scheitern einer sehr mächtigen Person. Auch ein Zusammenstoß von betont progressiven mit betont konservativen Menschen wäre denkbar. Vielleicht sollten wir noch berücksichtigen, dass etwa einen Monat zuvor eine totale Sonnenfinsternis auf 29°50′ Widder stattfindet, ebenfalls im Quadrat mit Pluto auf exakt der gleichen Gradzahl, allerdings mit Pluto noch direktläufig. Hier geschieht jedenfalls ein Bruch, der für die weiteren Entwicklungen bedeutsam sein dürfte.

Saturn Ingress Fische

Saturn wechselt am 7. März 2023 in das Zeichen Fische und bleibt dort zunächst bis 25. Mai 2025. Am 1. September 2025 wechselt er nochmal zurück in Fische, um am 14. Februar 2026 dann endgültig in den Widder zu wechseln.

Saturn verbinden wir in der Astrologie mit Strukturierung, Fokus, Klarheit, Objektivität, Disziplin, Geradlinigkeit, Beständigkeit, Ernsthaftigkeit, Ordnung und Verantwortung. Im Zeichen Fische ordnet er das Spirituelle, die Transzendenz, die Hintergründe, die Wahrheit, das kollektive Unbewusste und die eigentliche spirituelle Wirklichkeit, hinter den wahrgenommenen Masken. Saturn in Fische ist insofern die Wunschverwirklichung, der Fels in der Brandung, geerdete Spiritualität, disziplinierte Hingabe (=Meditation) oder die Prüfung der Hintergründe. Saturn kristallisiert aus dem Meer des kollektiven Unbewussten spirituelle Wahrheiten heraus, er gewährt konkrete Einblicke in Hintergründe und zeigt uns die Macht des Schicksals. Er lässt uns die Gesetzmäßigkeiten allen Seins erkennen und zeigt uns, was die Welt im Innersten zusammenhält. Saturn in Fische könnte etwa Durchbrüche in der Quantenphysik ermöglichen oder bisher Unfassbares greifbar machen. Und es könnte darüber hinaus noch zahlreiche weitere Ebenen der Deutung geben.

Saturns Eintritt in die Fische aktiviert auch ein Thema, das uns mit der Konjunktion von Saturn und Neptun 2025/26 verstärkt beschäftigen dürfte, da Saturn in Fische bereits das Planetenthema Saturn-Neptun enthält.

Pluto Ingress Wassermann

Am 23. März wechselte Pluto erstmals in Wassermann. Wassermann hat astrologisch mit dem Thema Veränderung und Erneuerung zu tun. Ging es im Steinbock um feste Strukturen, Gesetze und Regeln, so geht es im Wassermann um Regelbrüche, das Ausgleichen von Unterschieden, um Gerechtigkeit und Freiheit. Ein interessanter Aspekt ist etwa, dass bei den beiden letzten Pluto-Durchgängen durch den Wassermann das Weltbild der Menschheit sich jeweils dramatisch gewandelt hat. Astrologisch ergibt das Sinn, da Pluto mit Vorstellungen, Konzepten und festen Bildern im Kopf zu tun hat, wohingegen Wassermann den Bruch, die Erschütterung oder die Revolution symbolisiert.

Beim vorletzten Durchgang erschien im Jahr 1543 das Buch "De revolutionibus orbium coelestium" von Nikolaus Kopernikus (vgl. Wikipedia), das für viele Menschen und insbesondere die katholische Kirche einen Schock darstellte. Mit einem Mal waren wir nicht mehr der Mittelpunkt unseres Sonnensystems, sondern nur der dritte Planet innerhalb eines Systems, das sich um die Sonne dreht. Konsequenterweise versuchte die Kirche alles, dieses neue Wissen so lange wie möglich zu unterdrücken. Beim folgenden Durchgang im späten 18. Jahrhundert wurde 1781 Uranus entdeckt und zerstörte erneut eine bisher unerschütterliche Überzeugung, dass Saturn der letzte Planet unseres Sonnensystems sei. Ich denke, dass wir beim kommenden Durchgang Plutos durch den Wassermann eine weitere wissenschaftliche Entdeckung erwarten dürfen, die alles über den Haufen wirft, was wir bisher über uns und die Welt gedacht haben. Mein Verdacht geht dahin, dass wir entdecken werden, dass überall in der Galaxie Leben existiert und damit meine ich nicht nur Einzeller und Bakterien…

Übrigens hat sich die Weltanschauung der Menschheit beim letzten Durchgang auch insofern verändert, als bis dahin das Gottesgnadentum, also die herausragende Stellung des Adels gegenüber dem "gewöhnlichen" Volk unhinterfragtes Dogma war. In der Zeit des letzten Plutodurchganges durch Wassermann entstand dann die Idee, dass alle Menschen frei und gleich wären, Bürger- und Menschenrechte wurden formuliert und der Adel fand sich immer stärkerer Kritik ausgesetzt, bis hin zu seiner vollständigen Infragestellung. Da es trotz aller Veränderungen in der Welt auch heute noch Königshäuser gibt, dürfen wir gespannt sein, wie diese sich in den nächsten 20 Jahren entwickeln werden.

Plutos Eintritt in den Wassermann bringt uns neue Ideen, neue Themen und Schwerpunkte. Wir werden verstärkt auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam. Unser Fokus wird auf Unabhängigkeit und Freiheit liegen, auf Emanzipation, Erneuerung, Dezentralisierung und Vernetzung. Wir werden viele bisherige Werte in Frage stellen, dazu gehören Staatsformen, Hierarchien in Firmen, bisherige bürokratische Abläufe, internationale Verträge, aber auch die Struktur der Welt selbst. Im allerbesten Fall wandelt sich die Menschheit selbst zu einer kooperativen Gemeinschaft (vgl. Artikel Pluto in Wassermann – der Übergang).

Wesentliche Themen 2023

Wendepunkte des kommenden Jahres könnten wir insbesondere im März und im Mai erleben. Im März, weil gleich zwei Langsamläufer Saturn (7.3.) und Pluto (23.3.) das Zeichen wechseln und eine Jupiter-Chiron-Konjunktion im Widder (12.3.) stattfindet. Im Mai findet das Jupiter-Pluto-Quadrat (18.5.) statt und kommt damit in die Durchbruchskrise. Das was 2020 entstand, wird jetzt deutlich sichtbarer werden. Wir erleben im April und im Oktober jeweils eine ringförmige Sonnenfinsternis und im Juni wechselt Pluto wieder in den Steinbock zurück. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Rückläufigkeit der Venus ab 23. Juli sowie der Wechsel der Mondknotenachse in Widder/Waage am 17. Juli.

Insbesondere was Pluto angeht, könnte 2023 so etwas wie ein Auftakt-Jahr sein, zu den ganz großen Veränderungen 2024 bis 2026 und darüber hinaus. Wir erhalten ab März gewissermaßen einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Denken Sie bitte daran, was günstigstenfalls passieren kann, welche Möglichkeiten in den Konstellationen liegen und wie Sie selbst die Welt zu einem besseren Ort machen könnten. Versuchen Sie nicht, bisherige Fehlentwicklungen einfach in die Zukunft zu projizieren und damit Ihren eigenen Ängsten und Befürchtungen Tür und Tor zu öffnen. Fehlentwicklungen, Katastrophen und Enthüllungen der letzten Jahre könnten uns auch als Anlass dienen, ein für alle Mal neue und bessere Lösungen zu finden. Wir müssen nicht wieder und wieder in Angst versinken und ein ums andere Jahr Weltuntergangs-Szenarien entwerfen.

 

Literatur

Adams, Douglas (2017). Per Anhalter durch die Galaxis. Kein & Aber Verlag.

Jehle, Markus (2022). Himmlische Konstellationen 2023. Leben und Handeln im Einklang mit dem Kosmos. Marius Verlag.

Merriman, Raymond A. (2022). Saturn in Fische. Paranoia, Glaube und die Suche nach der Wahrheit, in Astrologie heute Nr. 220/Dezember 2022.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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