Saturn in Steinbock

Beim gegenwärtigen Durchgang Saturns durch den Steinbock wird er vor allem mit Jupiter und Pluto zusammentreffen, 2018 aber ganzjährig noch ein Trigon mit Uranus bilden. Besonders interessant erscheint dabei die Zeit von März bis Dezember 2020, wenn Jupiter, Saturn und Pluto permanent in einer Dreifachkonjunktion innerhalb 5 Grad Orbis stehen.

Saturn in SteinbockSaturn in Steinbock ist für manche Astrologen ein Grund zur Freude, andere verbinden damit offenbar viele Ängste. Wie überall im Leben, hängt es wesentlich von unserer Einstellung ab, was wir aus Konstellationen machen und wie wir sie nutzen. Grundsätzlich kann ein Planet sich in seinem eigenen Zeichen besonders gut entfalten, er ist hier zu Hause, in seinem Element oder, für Fussball-Fans, er hat hier ein Heimspiel. Am 20. Dezember 2017, 5:47 Uhr MEZ (4:47 UT) ist es soweit, Saturn wechselt in sein eigenes Zeichen Steinbock, jedenfalls aus geozentrischer Sicht. Aus heliozentrischer Sicht tat er das bereits am 15. Dezember 2017 um 2:07 Uhr UT.

Saturn wird etwa drei Jahre lang in seinem eigenen Zeichen bleiben und zwar von 20. Dezember 2017 bis 22. März 2020 bzw. 1. Juli bis 17. Dezember 2020. Dazwischen wird er von 22. März bis 1. Juli 2020 für kurze Zeit im Wassermann stehen, um dann rückläufig noch einmal in den Steinbock zurückzukehren. Am 17.12.2020 wechselt er endgültig in den Wassermann, wo er am 21.12.2020 eine Konjunktion mit Jupiter bilden wird.

Wer Großes will, muss sich zusammenraffen. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben. (Johann Wolfgang von Goethe)

Wintersonnenwende und Weihnachten

So wie auch im Jahr 2017 beginnt damit am 21. Dezember 2020 etwas ganz Neues. Der 21. Dezember selbst ist ja aus astrologischer Sicht überaus bedeutsam, weil dieser Tag auch den Steinbock-Ingress der Sonne markiert, also die Wintersonnenwende. Auf der Nordhalbkugel ist das der kürzeste Tag und die längste Nacht. Es ist also eine Zeit maximaler Dunkelheit. Und wenn wir uns in moderner Zeit darauf geeinigt haben, am 1. Jänner den Jahreswechsel zu feiern, so mutet das aus astrologischer Sicht ziemlich willkürlich an. Stimmiger wäre der 21. Dezember als Jahresbeginn, weil es der Beginn der Zunahme des Lichts ist. Nicht zuletzt deshalb feiern Christen um dieses Datum herum Weihnachten. Mit Jesus kam das Licht in die Welt, wie es beispielsweise auch am Beginn des Johannes-Evangeliums heißt.

Die frühen Christen haben viele ehemals heidnischen Feste mit einer neuen Bedeutung versehen, vielleicht um den früh Bekehrten den Wechsel auf die neue Religion etwas leichter zu machen. Beispiele dafür sind Maria Lichtmeß (keltisch Imbolc) am 2. Februar, das Osterfest rund um den 21. März, Allerheiligen (keltisch Samhain, heute Halloween am Vortag) am 1. November und eben Weihnachten zur Zeit der Wintersonnenwende.

Imbolc oder das christliche Maria Lichtmeß markiert einen wichtigen Abschnitt im Jahresverlauf. Das Datum 2. Februar liegt 40 Tage nach Weihnachten und annähernd in der Mitte zwischen Wintersonnenwende und Frühlingstagundnachtgleiche. Gefeiert wird hier die Wiederkehr des Lichts. Vor dem II. Vatikanischen Konzil war der 2. Februar das offizielle Ende der Weihnachtszeit. Spätestens um dieses Datum herum fällt uns meist auch auf, dass die Tage tatsächlich wieder spürbar länger werden.

Aus astrologischer Sicht ist auch interessant, dass es sich bei den beiden höchsten Festen der Christenheit um ein Sonnenfest (Weihnachten) und ein Mondfest (Ostern) handelt, ganz einfach deshalb, weil sich Weihnachten am Sonnenstand bei der Wintersonnenwende, Ostern jedoch am Vollmond nach der Frühlingstagungnachtgleiche orientiert. Ersteres ist daher ein fixes, unveränderliches Datum, während Ostern ein sogenanntes bewegliches Fest ist und frühestens am 22. März und spätestens am 25. April gefeiert wird.

Nachdem Ostern DAS höchste Fest der Christenheit ist, könnten wir mutmaßen, dass der Mond doch etwas wichtiger für die frühen Christen war als die Sonne, obendrein dürfte das Weihnachtsfest deutlich später festgelegt worden sein als das Osterfest, welches für die frühen Christen das Herz ihrer Verkündigung darstellte. Ist damit im Kern auch ausgedrückt, dass das Weibliche, Zyklische und Rhythmische letztendlich doch wichtiger ist als das Männliche, Analytische, Zielstrebige?

Saturn im eigenen Zeichen

Vergessen wir zuletzt nicht, dass Steinbock ein kardinal weibliches Erdzeichen ist! Das Zeichen Steinbock bildet den Gegenpol zum Zeichen Krebs, dem er genau gegenüberliegt. In einer alten Bezeichnung wurde der Steinbock auch Ziegenfisch genannt. Einsam auf steilen Felsen, blickt er stets sehnsüchtig auf das Meer, das er doch nie erreichen kann. Psychologisch könnten wird darin das Kernproblem des Steinbocks erkennen, die rationale Kühle, die intellektuelle Strenge und die Selbstbeschränkung, die er sich auferlegt, wobei fließende Emotionalität, Lebensfreude und sprudelnde Lebendigkeit (Krebs) auf der Strecke bleiben können.

Letztmalig durch sein eigenes Zeichen ging Saturn vom 14. Februar 1988 bis 7. Februar 1991, wobei er von 10. Juni bis 12. November 1988 nochmals in den Schützen zurückkehrte. Es war dies in Europa und auch international eine Zeit großer Umbrüche. Die Welt sah den Zusammenbruch des Kommunismus, den Fall der Berliner Mauer, die deutsche Wiedervereinigung sowie die Unabhängigkeit vieler ehemals sowjetischer Staaten. Die damalige Zeit stand auch unter dem Einfluss einer kurz zurückliegenden Uranus-Saturn-Konjunktion (13.2., 26.6. und 18.10.1988) und einer Neptun-Saturn-Konjunktion (3.3., 24.6. und 13.11.1989). Und viele der damaligen Ereignisse sind wahrscheinlich nur vor dem Hintergrund dieser Konjunktionen zu verstehen, nicht jedoch durch den Durchgang Saturns durch sein eigenes Zeichen allein. Allerdings wurde damals recht häufig von einer "neuen Weltordnung" gesprochen und das klingt schon sehr nach Saturn in Steinbock.

Beim gegenwärtigen Durchgang Saturns durch den Steinbock wird er vor allem mit Jupiter und Pluto zusammentreffen, 2018 aber ganzjährig noch ein Trigon mit Uranus bilden. Mitte Juni bis Anfang November 2018 befindet sich dieses Trigon, obwohl es 2018 nicht mehr exakt wird, immer noch in einem Orbis von 5 Grad. Das Jahr 2020 wird dann geprägt sein von der Pluto-Saturn-Konjunktion (12.1.2020), der Pluto-Jupiter-Konjunktion (5.4., 30.6. und 12.11.2020) und schließlich der Konjunktion von Jupiter und Saturn (21.12.2020).

Besonders interessant erscheint dabei die Zeit von März bis Dezember 2020, wenn Jupiter, Saturn und Pluto permanent in einer Dreifachkonjunktion innerhalb 5 Grad Orbis stehen. Hier werden dann wohl die verbindlichen Regeln und Ziele für die nächsten 13 (Jupiter-Pluto), 20 (Jupiter-Saturn) bzw. 36 Jahre (Saturn-Pluto) definiert und festgezurrt werden. Für die astrologisch nicht ganz so versierten Leser: die Jahresangaben beziehen sich auf die Länge der betreffenden Zyklen. Ein Jupiter-Pluto-Zyklus dauert etwa 13, ein Jupiter-Saturn-Zyklus ziemlich genau 20 und ein Saturn-Pluto-Zyklus zwischen 33 und 38 Jahren.

Wir leben also in aufregenden Zeiten, in denen sehr vieles zusammenbricht, Morsches auf seine Tragfähigkeit geprüft wird und Seifenblasen endgültig zerplatzen. Wir dürfen mit Saturn in Steinbock einerseits konservativere Zeiten erwarten, aber auch mehr Klarheit, Verbindlichkeit und Struktur. Bevor es aber so weit ist, dürften sich Möchtegerns, Großsprecher und Angeber noch einmal heftig produzieren.

Das Ausnahme-Jahr 2019

2019, Jupiter, Neptun und Saturn im eigenen Zeichen
Abb. 1. 2019: Jupiter, Neptun und Saturn im jeweils eigenen Zeichen.

Eine spannende Zeit dürfte auch das Jahr 2019 darstellen. In diesem Jahr werden gleich drei Langsamläufer in den Zeichen ihrer eigenen Herrschaft stehen, nämlich Jupiter, Saturn und Neptun. Dies ist extrem selten! Ich fand im gesamten 20. und 21. Jahrhundert keine zweite Zeitperiode, in der sich gleich drei Langsamläufer in ihren eigenen Zeichen befänden. Möglicherweise wird das eine Zeitqualität sein, in der uns die Kräfte der Expansion (Jupiter), Konzentration (Saturn) und Inspiration (Neptun) besonders leicht und mühelos zugänglich sein werden, sodass uns in diesem Jahr immer klarer wird, was wir im wichtigen Jahr 2020 grundsätzlich neu angehen möchten bzw. welcher Art die neu zu errichtende Weltordnung sein soll.

Schon der gleichzeitige Transit Jupiters und Saturns durch ihre jeweils eigenen Zeichen kommt selten vor, nämlich etwa alle 60 Jahre, was aus den Umlaufgeschwindigkeiten der beteiligten Planeten leicht zu erklären ist. Saturn benötigt ja etwa 30 Jahre, um wieder in sein eigenes Zeichen zurückzukehren, bei Jupiter sind es 12 Jahre. Nach fünf Jupiter-Zyklen (5 x 12 = 60) trifft dieser daher wieder auf Saturn. Es sei denn, er tut es nicht! Aufgrund der mathematisch nicht ganz so exakten Umlaufzeiten gab es zwar 1841, 1899/1900 und 1959/60 einen gemeinsamen Aufenthalt Jupiters im Schützen und Saturns in Steinbock, davor kam das aber 400 Jahre nicht vor. Vor 1841 müssen wir bis ins Jahr 1402 zurückgehen, um wieder einen solchen gleichzeitigen Durchgang zu finden. Astrologisch dürfte es sich dabei jeweils um Zeiten handeln, wo wir unsere Visionen, Ideen und Werte besonders leicht in die Realität umzusetzen vermögen. Die Dynamik von Expansion und Kontraktion ist uns hier leichter verständlich und wir akzeptieren wohl eher die Grenzen des Machbaren als zu anderen Zeiten.

Als Nebenaspekt wird 2019 auch ein Sextil zwischen Saturn und Neptun insgesamt drei Mal exakt, nämlich am 31. Jänner, 18. Juni und 9. November 2019. Das ist eine gute Zeit für die Reorganisation jener Angelegenheiten, die mit der Konjunktion 1989 begannen. Gleichzeitig treten wir danach auch in die Phase der Neuorientierung ein, bevor mit der neuerlichen Konjunktion von Saturn und Neptun etwas gänzlich Neues beginnen wird. Diese Konjunktion ist übrigens sehr bedeutsam, da sie auf dem 1. Grad (0°45′) Widder stattfinden wird und zwar am 20.2.2026.

Auslösungen um den Steinbock-Ingress

Die Woche vom 18. bis 24. Dezember 2017 könnte überhaupt geschichtsträchtig werden, nicht nur, weil in Österreich in dieser Zeit eine neue Regierung angelobt wurde.

Neumond, 18.12.2017
Abb. 2. Neumond, 18.12.2017, 6:30 Uhr UT, ohne Häuser.

Am 18.12.2017 ereignete sich ein Neumond auf 26°31‘ Schütze in Konjunktion mit dem Galaktischen Zentrum auf 26°42′ Schütze und Saturn auf 29°46‘ Schütze. Ebenfalls am 18.12.2017 wird das Spiegelpunkt-Quadrat von Pluto und Neptun letztmalig exakt. Politisch fallen mir dazu Begriffe wie "dunkle Machenschaften", "Verstrickungen" und "Hinterzimmer-Gespräche" ein, persönlich dürften wir hier besonders stark mit Verdrängtem, dem Schatten und uralten Ahnenthemen zu tun bekommen.

Bemerkenswert ist auch die genaue Saturn-Priapus-Opposition, wenngleich diese für wenige Tage zeichenübergreifend ist, d.h. sich zwar im Orbis einer Opposition befindet, aber nicht in tatsächlich opponierenden Zeichen (Saturn in Schütze steht Priapus im Krebs gegenüber). Mit dem Eintritt von Saturn in den Steinbock, "stimmt" die Opposition dann auch zeichenmäßig wieder. Bernhard Rindgen bringt das Thema Saturn-Priapus mit Satanismus in Verbindung. Das mag sehr abstrakt und weit hergeholt sein, wenn man es allzu wörtlich nimmt. Auf der politischen Ebene erleben wir jedoch quer über Europa und vielleicht besonders in Österreich das Kokettieren mit ganz alten, archaischen Kräften und sei es nur in der Form, dass sich einige Politiker nicht mehr von extrem rechtem und faschistischem Gedankengut distanzieren. Die vollkommen irrationale Hetze gegen Muslime wäre ein weiteres Beispiel, das einem Zündeln mit gefährlichem Feuer gleichkommt. Am Anfang sind es nur Posts im Internet, harte Worte am Stammtisch oder unter Bürokollegen, doch wo endet es?

Das Spiegelpunkt-Quadrat zwischen Pluto und Neptun ist schwer zu fassen. Es hat womöglich mit einer Kontrolle (Pluto) des Kollektivs (Neptun) und auch mit Hintergründen und Untergründen in der Gesellschaft zu tun. Da es sich um ein Quadrat handelt, kommt es hier auch zum Konflikt zwischen Massenbewegungen in der Gesellschaft, konkret zwischen sozial und humanistisch orientierten Gruppen (Neptun) und solchen, denen es vor allem um Kontrolle, Sicherheit und Macht (Pluto) geht. In dem Zusammenhang fällt sehr stark auf, dass die Terminologie von politisch Linken und Rechten, die wir bereits in der historischen Mottenkiste wähnten, in den letzten Jahren eine überraschende Renaissance feierte. Aus meiner Sicht ist es längst nicht entschieden, ob jene Bewegungen, die sich anderen Menschen mit Mitgefühl und Interesse zuwenden wollen oder jene, die alles kontrollieren, begrenzen und ausgrenzen wollen, obsiegen werden. Gut möglich, dass auch in der Frage Saturn im Steinbock mehr Klarheit bringen wird.

Exkurs: Wollten wir Neptun und Pluto an konkreten Personen der österreichischen Innenpolitik festmachen, so fiele Sebastian Kurz die Rolle Neptuns zu, während Heinz-Christian Strache Pluto verkörperte. Das lässt sich auch astrologisch leicht argumentieren. Sebastian Kurz weist in seinem Radix ein recht genaues Sonne-Neptun-Trigon auf, während Heinz-Christian Strache ein exaktes Sonne-Pluto-Quadrat in seinem Geburtshoroskop hat. Was für eine bemerkenswerte Synchronizität, dass diese beiden genau an dem Tag als Kanzler und Vizekanzler angelobt wurden, als das Pluto-Neptun-Spiegelpunktquadrat exakt war! Die weitaus undankbarere Rolle hat hier natürlich Sebastian Kurz, mit dem vor allem hohe Erwartungen verbunden werden, während Heinz-Christian Strache vor allem mit Befürchtungen in Zusammenhang gebracht wird. Exkurs Ende.

Am 20.12.2017 wechselt dann Saturn in den Steinbock, am 21.12.2017 tut das auch die Sonne und bildet mit Saturn eine Konjunktion auf 0°12‘ Steinbock. Am 23.12.2017, rechtzeitig vor Weihnachten, wird Merkur wieder direktläufig auf 13° Schütze, in recht genauem Quadrat mit Neptun. Manches Versprechen könnte sich jetzt in Luft auflösen und manche feste Überzeugung als Illusion entpuppen.

Am 25.12.2017 wechselt schließlich auch die Venus in das Zeichen Steinbock, Merkur folgt am 11. Jänner 2018. Am 26.12.2017 steht die Sonne in genauer Konjunktion mit Lilith und damit auch in exakter Opposition mit Priapus, was nur alle drei Monate der Fall ist, nämlich dann, wenn die Sonne in Konjunktion, Opposition oder im Quadrat mit Lilith steht. In der übrigen Zeit kann die Priapus-Position von der exakten Opposition mit Lilith bis zu 25 Grad abweichen (vgl. Artikel Lilith und Priapus).

Rund um den Jahreswechsel aktiviert Mars das Jupiter-Neptun-Trigon, es findet am 2.1.2018 ein Vollmond im Krebs statt und Uranus wird direktläufig. Das könnte ein Jahreswechsel voller Hoffnungen und Träume werden, bisweilen vielleicht aber auch düsterer Ahnungen und längst vergangen geglaubter (Alb?)träume (Jupiter und Mars in Skorpion).

Die besondere Zeit von 2020 bis 2026

Übersicht Langsamläuferzyklen
Abb. 3. Übersicht der gegenwärtigen Langsamläufer-Zyklen.

Der Zeitqualität entsprechend, geht es jetzt um die Beendigung und den Abschluss von Zyklen, bevor dann ab 2020 zahlreiche Zyklen neu beginnen werden. Es sind dies der Saturn-Pluto-Zyklus (12.1.2020), der Jupiter-Pluto-Zyklus (12.11.2020), der Jupiter-Saturn-Zyklus (21.12.2020), der Jupiter-Neptun-Zyklus (12.4.2022), der Jupiter-Uranus-Zyklus (21.4.2024) sowie der Saturn-Neptun-Zyklus (20.2.2026). In Abbildung 3 sind diese demnächst neu beginnenden Zyklen gelb markiert.

Zeiten in denen zahlreiche Langsamläufer-Zyklen in einem kurzen zeitlichen Abstand beginnen, sind relativ selten. Im 20. Jahrhundert gab es drei Perioden mit sechs oder mehr Konjunktionen in einer kurzen Zeitspanne von sieben oder acht Jahren: 1914 bis 1921, 1940 bis 1947 und 1980 bis 1989. Im 21. Jahrhundert wird es nur zwei solcher Perioden geben, nämlich 2020 bis 2026, mit insgesamt sechs Konjunktionen und 2079 bis 2086 mit ebenfalls sechs Langsamläufer-Konjunktionen. Auch wenn wir noch nicht wissen, was geschehen wird, dürfte es sich hier um eine historische Wendezeit handeln. Drei dieser Konjunktionen finden in kardinalen Zeichen statt, was den Charakter eines Auftakts und Neubeginns noch unterstreicht.

Wofür steht Saturn?

Nimm dieses Leben aus meinen Händen,
nimm´ es ganz oder laß es bleiben!
Jede Verhandlung ist umsonst –
Du sollst auf ewig meinen Gesetzen gehorchen,
erfülle sie, unterwirf Dich ihnen –
es ist der einzige Weg zur Freiheit.
Mensch, werde was Du bist,
das sei Deine Freiheit und sonst nichts!

Das ist ein Auszug aus einem Text, den ich 1998 schrieb, Saturn bildete damals gerade ein Trigon mit meiner Schütze-Sonne im 10. Haus. Wir reifen und wachsen, indem wir unsere Persönlichkeit leben und das uns innenwohnende Gesetz erfüllen. Es ist sinnlos andere zu imitieren, nicht nur weil es viel Leid verursacht, sondern auch, weil es diesen anderen, den wir imitieren wollen, ja schon einmal gibt. Uns aber gibt es nur einmal! In dem Maß, in dem wir unsere Anlagen, angezeigt durch die Konstellationen unseres Geburtshoroskops, leben und unsere Fähigkeiten entfalten, werden wir auch erfüllter, zufriedener und als Persönlichkeit ganzer und vollständiger.

Der Begriff Saturn ist verwandt mit dem hebräischen Wort Saton, der "Verhinderte", von dem wiederum das Wort Satan stammt. Im übertragenen Sinne könnte das bedeuten, dass das, was nicht leben darf, was wir verhindern, böse wird. Saturn wird hier verstanden als unsere Schattenseite (Riemann, 2006). Alles Böse kommt von einem abgespaltenen Archetyp, sagen die Jungianer. Dabei gilt es jedoch zu verstehen, dass "der Schatten" kein Werturteil ist. In den Schatten sinken kann grundsätzlich alles, was wir als schlecht und ungünstig zu betrachten gelernt haben. In einer Musikerfamilie wird ein kreativer Sohn eine wahre Freude sein, in einer sehr materiell orientierten Familie hingegen wird jemand mit einer kreativen Begabung eher als schwarzes Schaf gelten und deswegen abgewertet werden. Dennoch ist weder eine kreative noch eine mathematische Begabung objektiv böse.

Psychoanalytisch steht Saturn auch für das Über-Ich, also jene Instanz, die unser Gewissen, die Regeln, die Gesetze und Normen enthält. Laut Sigmund Freud wäre es Aufgabe unseres Ichs (=Sonne), zwischen unseren Trieben (Es), astrologisch repräsentiert durch den Mond, und unserem Über-Ich (Saturn) zu vermitteln. Aus astrologischer Sicht zeigt die Stelle, die Saturn in unserem Geburtshoroskop besetzt, wo wir von Natur aus unseren natürlichen Begabungen und Fähigkeiten entfremdet sind, wo wir uns etwas schwer tun und besonders hohen Ansprüchen genügen möchten. Deshalb wurde in der traditionellen astrologischen Deutung beispielsweise ein Mensch mit Saturn im 3. Haus als Stotterer gesehen.

Die zweite Seite der Medaille wurde dabei leider oft übersehen. Dort wo Saturn steht, können wir durch ständiges Bemühen Meisterschaft erlangen! Und nirgendwo können wir so weit kommen wie in dem Haus, in dem Saturn steht. Das sind die zwei Seiten Saturns: die angeborene Schwäche, die Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, aber auch das große Potenzial hier vorbildlich und meisterhaft zu werden. Freilich mag das vielleicht nicht in den ersten 20 Lebensjahren, sondern erst in den Jahren der Reife, die ja auch von Saturn repräsentiert werden, gelingen.

Saturn steht auch für Autorität, Struktur, Konzentration auf das Wesentliche, Fokussierung, Unterscheidungsfähigkeit, bisweilen Strenge und allgemeingültige Normen. Saturn symbolisiert in der Astrologie das staatliche Gesetz, die Gesetze der Realität und des "gesunden Menschenverstandes", wie auch Abgrenzung, persönlichen Schatten und Regeln, die von den Eltern übernommen wurden.

Das rechte Maß zwischen Freiheit und Grenzen

Wir brauchen Grenzen, um zu überleben, wir brauchen, beim derzeitigen Entwicklungsstand der Menschheit, ganz sicher Gesetze, um miteinander auszukommen und psychologisch gesehen brauchen wir einen Realitätssinn, um uns nicht zu verlieren oder wahnsinnig zu werden. Auf der anderen Seite sollten wir nicht vergessen, dass es mehr als Normen, Regeln und Gesetze gibt, sonst erkaltet und erstirbt alles Leben. Wir kennen wahrscheinlich alle Menschen, die so sehr in ihren Normen und alltäglichen Pflichten gefangen sind, dass sie kaum noch etwas Menschliches und Lebendiges an sich haben.

Kollektiv gesehen mag es Individuen heute in sehr vielen Staaten der Erde leichter fallen, sich von überkommenen Normen zu befreien und einen eigenen Weg zu finden, sodass Saturn auf ein vernünftiges und hilfreiches Maß reduziert wird. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Nimmt man Saturn fast ganz weg und erlaubt Menschen so gut wie alles, so sind sie bisweilen von der gewonnenen Freiheit auch überfordert.

Um nicht falsch verstanden zu werden: ich plädiere hier nicht für mehr Regeln, Gesetze und Vorschriften! Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass beim Wegfallen äußerer Grenzen die Notwendigkeit entsteht, ein inneres Regelwerk, eine innere Ethik zu entwickeln. Beispielsweise entdecken viele Menschen heute eine enorme spirituelle Sehnsucht, gerade weil die Kirchen als moralische und gesetzgebende Instanz weggefallen sind oder wegfallen. Und genau an diesem Punkt kommen wir astrologisch in das Fahrwasser der Trans-Saturnier Uranus, Neptun und Pluto. Es handelt sich hier um transpersonale Energien, für die wir uns öffnen können, die uns aber auch überfluten und damit überfordern können. Und dann ist ein schwacher Saturn kein Segen mehr, sondern ein Fluch! Potenziell ist es sogar möglich, dass Menschen dann in der Psychiatrie landen, weil sie von ihren unbewussten Ängsten vollkommen überflutet werden. Und wer Internet-Blogs, soziale Medien und Internet-Angebote, die sogenannte "alternative Fakten" verbreiten, als Psychologe betrachtet, kann sich oft des Eindrucks nicht erwehren, dass die Leser solcher Medien wahnhaft paranoid sein müssen, um zu glauben, was sie da vorgesetzt bekommen.

Kollektiv könnte es sein, dass wir es mit den individuellen Freiheiten in den letzten Jahrzehnten etwas übertrieben haben. Und dies mag nicht nur für die Finanzmärkte gelten, auf denen sich einige immer noch unverschämt bereichern können, ohne dass es vorerst Konsequenzen für sie hat. Aber die Grenzen werden auch hier enger gezogen. Es wird in absehbarer Zeit kaum noch möglich sein, eine größere Summe Geldes zu unterschlagen, schwarz zu kassieren oder am Finanzamt vorbeizuschummeln. Wir beobachten im Zuge der Enthüllungen der Panama-Papers und der Paradise-Papers, dass hier mehr und mehr Machenschaften aufgedeckt werden und die moralischen Maßstäbe auch an die Mächtigen dieser Erde immer höher werden. Auch Großkonzerne werden früher oder später alles versteuern müssen. Das mag noch eine Weile dauern, erscheint mir aber unabwendbar.

Im Zuge der Integrationsdiskussion stellt sich immer mehr heraus, dass Gesellschaften das Bedürfnis haben, gewisse Werte und Mindeststandards für Zuwanderer zu etablieren. Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber wir sollten hier sehr genau zuhören und definieren, was uns wirklich wichtig ist. Gegenseitige Schattenprojektionen bringen niemanden weiter. Wenn man nämlich ganz genau hinsieht, sind die intraindividuellen Unterschiede zwischen Menschen und Kulturen oft sehr viel größer als die interindividuellen. Heißt im Klartext: zwischen einem streng katholischen Bergbauern und einem modernen Großstädter, die beide in Österreich geboren wurden (deshalb intraindividuell), bestehen oft viel größere Unterschiede hinsichtlich Werten und Weltanschauungen als zwischen einem Zuwanderer aus Syrien und einem österreichischen Studenten (deshalb interindividuell). Der Unterschied definiert sich häufig nicht in der kulturellen Herkunft, der Sprache oder Religion, sondern in der Bildung!

Das hat eine gewisse Konsequenz, immerhin wanderte Saturn jetzt fast 3 Jahre durch das Zeichen Schütze. Es ging immer wieder um Werte, auch darum, dass Zuwanderer sich anpassen sollten und an unsere Werte und Gesetze halten. Nichts dagegen einzuwenden! Aber die zentrale Dimension von Schütze: Bildung, Sinn, Orientierung wurde dabei ein wenig vergessen. In Gesellschaften geht es generell um Expansion, Visionen und Grenzüberschreitungen (Jupiter-Dimension), aber auch um Grenzen, Einschränkungen, Gesetze und Werte (Saturn-Dimension). Wir brauchen immer beides! Daher nennen wir diese beiden Planeten auch gesellschaftliche Planeten. Eine Gesellschaft, die praktisch nur aus Regeln und Gesetzen bestünde, wäre ebenso furchtbar, wie eine, bei der es nur noch um Verschwendung und Völlerei ginge. Beispiele aus der Literatur wären etwa Charles Dickens Ebenezer Scrooge (Saturn) oder Hugo von Hofmannsthals Jedermann (Jupiter).

Zeit und Karma

Das Zeichen Steinbock hat mit den Werten Kontrolle, Erfahrung, Erfolg, Ordnung und Maßstäblichkeit zu tun. Sein Wesen strebt nach Klarheit, Objektivität, Geradlinigkeit, Verbindlichkeit, Beständigkeit, Ernsthaftigkeit, Fleiß, Disziplin und Leistung. So wie der einsame Steinbock in den Bergen, neigt auch der Tierkreis-Vertreter zu einer gewissen Entsagungsfähigkeit und bisweilen zu einer großen Rückzugstendenz bis hin zum Eremitendasein. Im ungünstigen Fall kann die Entsagungsfähigkeit auch zu Geiz, Kälte und einem inneren Erstarren führen. Wird dem Leistungsprinzip alles unterworfen, erstirbt unsere Lebendigkeit und unsere Lebensfreude, wir sind nur noch Geknechtete der Zeit, die auch eine Entsprechung Saturns ist.

Leider haben wir heute eine Dimension der Zeit vollkommen vergessen, die den Griechen noch sehr vertraut war. Damals wusste man, dass die Zeit den Aspekt chronos und kairos beinhaltete. Ersterer Aspekt ist der chronologische, der mit Uhren gemessen werden kann, letzter ist der qualitative Zeitbegriff, der etwa mit Horoskopen gemessen werden kann. In unserer Zeit kennen wir sogar eine Zeitkrankheit, das sogenannte Burnout, welches sich auf den chronos-Aspekt der Zeit bezieht. Wir glauben heute Zeit zu haben, also wortwörtlich zu besitzen. Doch das ist ein folgeschwerer Irrtum! Umgekehrt kümmern wir uns nicht um den qualitativen Aspekt. Auf die Fragen: "Was bedeutet es?", "Wofür ist es gut", "Wem nützt es" und "Ist es sinnvoll" antworten viele heute nur noch mit einem lapidaren: "Wen interessiert das?" Auf die Spitze getrieben hat diese Einstellung Donald Trump, als er sagte: "Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?"

Saturn entspricht auch dem karmischen Gesetz, dass wir nämlich das ernten werden, was wir säen. In welcher Form wir aber ernten werden und wann, das weiß wohl niemand. Wie oft begegnen wir Menschen, die sich stets bemühen gut zu sein und doch nur Ungemach ernten und wie oft umgekehrt jenen, die sämtliche Gesetze und Regeln übertreten und dennoch immer durchkommen? Das heißt nicht, dass das Gesetz des Karmas Illusion wäre, es heißt wahrscheinlich nur, dass wir nicht wissen, wie schnell oder langsam "Gottes Mühlen" mahlen.

Saturn ist auch bekannt für sein Pflichtgefühl und vermittelt uns den Eindruck, das Leben wäre ein Arbeitsplatz, ständig voller Aufgaben und To Do-Listen. Da ist kein Platz für Party oder Lebensfreude. Das ständige Schuldgefühl und das innere Bedürfnis, sich beweisen zu müssen, ist in gewisser Weise typisch für die Steinbock-Energie und führt dazu, dass Menschen mit einer Betonung dieses Archetyps (das können Menschen mit Aszendent Steinbock, Sonne in Steinbock oder einer starken 10. Haus-Besetzung sein) enorme Mühen und Anstrengungen in Kauf nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Im günstigen Fall führt das zur Entwicklung von Reife und Meisterschaft. Die Dinge werden für die betreffenden Menschen im Alter immer leichter und müheloser, weshalb man beim Steinbock oft erlebt, dass er im Alter immer jünger wirkt, bis hin zum physischen Aussehen.

Haben Astrologen einen besonderen Bezug zu Saturn?

Vor einigen Monaten habe ich auch darüber nachgedacht, wieso so viele Astrologen Einzelkämpfer oder sogar Eigenbrötler sind, in dem Sinne, dass sie sich nur sehr wenig mit anderen austauschen, ihre eigenen Theorien entwickeln und darauf beharren, nur ihre Meinung sei die einzig wahre. Glücklicherweise scheint sich das heutzutage, auch Dank Facebook und Co, ein wenig zu ändern. Allerdings sehe ich bis heute kaum international tätige Astrologen. Ja mehr noch, die Art Astrologie zu betreiben scheint sich oft schon an Landesgrenzen zu ändern. So wird in der Schweiz eine andere Art Astrologie unterrichtet als in Österreich. Amerikanische Astrologen arbeiten wieder ganz anders. Vor kurzem hörte ich, dass dort kaum noch jemand Lilith verwende, dafür jedoch Eris in jedes Horoskop eingezeichnet würde. Von der indischen und chinesischen Astrologie gar nicht zu reden.

Jetzt wäre natürlich – sofern meine Beobachtung richtig ist – zu fragen: sind viele Astrologen Eigenbrötler, oder verhält es sich umgekehrt und viele Eigenbrötler sind Astrologen? Disponiert uns vielleicht ein schizoider Charakter im Sinne Fritz Riemanns eher dazu, uns mit der Astrologie zu beschäftigen? Oder handelt es sich hier vielleicht um die Grenzziehung zwischen guten und weniger guten Astrologen, in dem Sinne, dass gute Astrologen sich mehr vernetzen und mit Kollegen austauschen und insgesamt offener sind als mäßige oder schlechte Astrologen, die nur noch ihre eigenen Theorien entwickeln und sich von allen anderen unverstanden wähnen?

In jedem Fall glaube ich, dass mehr Austausch und mehr Forschung in der Gruppe uns sehr gut tun würde. Auch deshalb könnte eine systematische Beschäftigung mit der Astrologie, um das Wort "wissenschaftlich" zu vermeiden, sehr dazu beitragen, Erkenntnisse zu gewinnen und das Wissen der Astrologie zu modernisieren, vielleicht auch da und dort zu korrigieren. Aber das mögen Themen sein, die uns mit Saturn im Wassermann beschäftigen werden…

Es gibt auch einen befremdlichen Anti-Modernismus in der Astrologie, so als wäre alles, was alt ist, automatisch gut. Je älter desto besser! Manche gehen dabei überhaupt zu Ptolemäus zurück, der neueren Forschungen zufolge nur astrologisches Wissen zusammengetragen hat, aber selbst gar kein Astrologe war (von Borstel, 2017). Nicht wenige Astrologiebücher auch jüngeren Datums beginnen gleich einmal mit William Lilly (17. Jahrhundert) und zitieren uralte Texte. Dagegen wäre grundsätzlich nichts einzuwenden und bestimmt war Lilly ein erstaunlicher Astrologe. Leider entsteht in solchen Büchern dann häufig der Eindruck, dass alles, was danach kam, wertlos wäre.

Würde ein Physiker damit argumentieren, dass er nur Newton akzeptierte, weil der viel älter sei als Einstein und Einsteins Relativitätstheorie für neumodischen Blödsinn halten, würde ihn wohl kaum jemand ernst nehmen. Astrologen argumentieren aber immer wieder in dieser Weise und legen dabei oft eine Wissenschaftsfeindlichkeit an den Tag, die beinahe ebenso irrational ist wie jene Haltung der sogenannten Astrologie-Skeptiker, die zwar grundlegende Hypothesen der Astrologie nie verstanden haben, aber sich dennoch ein Urteil anmaßen.

Das deterministische Weltbild ist spätestens seit dem 20. Jahrhundert obsolet und zwar nicht nur in der Physik. Etwa zeitgleich mit der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik in der Physik entstand in der Psychologie der neue Zweig der humanistischen Psychologie und konsequenterweise auch die psychologische Astrologie. Wir gehen wie die Physik heute davon aus, dass wir die Zukunft nur als Potenzial, als Wahrscheinlichkeit angeben können, aber nicht als konkretes Ereignis.

Beispielsweise sind bei einem Quadrat Saturns auf unsere Sonne bestimmte Ereignisse, die mit Einschränkungen, Leistung, Entscheidungen, Reduktion und Grenzen zu tun haben, wahrscheinlicher als solche, die mit Verliebtheit, Lottogewinn und überwältigender Lebensfreude zu tun haben. Was sich konkret ereignen wird, wissen wir aber dennoch nicht. Und jene Astrologen, die immer noch meinen, Wahlergebnisse konkret prognostizieren zu können, haben die Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts verschlafen und schaden dem Ruf der Astrologie in der Öffentlichkeit. Selbstverständlich kann ich astrologischen Konstellationen Ereignisse zuordnen und Möglichkeiten aufzählen, wie sich diese manifestieren könnten und ab und zu werde ich dabei einen Treffer landen. Das hat dann aber mehr mit meiner Phantasie, meiner Intuition und meiner guten Einsicht in politische und gesellschaftliche Zusammenhänge zu tun und weniger mit Astrologie.

Tradition und Reife

Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche, wie Gustav Mahler so trefflich sagte. Das passt gut zu Steinbock, insofern es ein gereifter, weiser Steinbock ist. Der Steinbock dringt zum Kern vor, weiß, worauf es ankommt, beschränkt sich auf das Wesentliche. Er hält fest an dem, was sich bewährt hat und lässt alles andere fallen. Er kristallisiert die Essenz dessen, worum es geht. Im Gymnasium hatte ich einen Mathematik-Lehrer, der dieses Ideal nahezu perfekt verkörperte. Ein kleiner, dicker, sehr lustiger Mann, der gerne Witze erzählte und mit dem man auch als Schüler viel Spaß haben konnte. Er hatte nur wenige sehr klare Regeln, bei denen er dann aber sehr ernst und streng war. Der Mann wusste einfach, worauf es ankam! Dank seiner Fähigkeit, Dinge klar und deutlich zu vermitteln, gab es in unserer Klasse kaum jemanden, der Schwierigkeiten in Mathematik hatte.

Im Zeichen Steinbock wollen wir maßstäblich und vorbildlich werden. Hier stellen wir uns notwendigen Schwierigkeiten und Herausforderungen und erlangen schließlich Meisterschaft. Wir müssen dazu aber begriffen haben, was der eigentliche Kern, die Essenz einer Sache ist und dürfen uns nicht mit Oberflächlichkeiten aufhalten. Letzteres entspräche der "Anbetung der Asche". Es sind dies jene Menschen, die am Sonntag aus Gewohnheit in die Kirche gehen, obwohl ihnen der Kirchenbesuch innerlich gar nichts mehr bedeutet.

Weiser handelt der Mensch, der sich in die Einsamkeit zurückzieht und allmählich und langsam klärt, worauf es ihm ankommt. Erst in der Stille der Zurückgezogenheit enthüllt sich uns jene Weisheit und gewinnen wir jene Festigkeit, die die Widrigkeiten des Lebens von uns abprallen lässt und die uns zu einer wahren Autorität – die ja nichts mit äußeren Titeln oder Ämtern zu tun hat – heranreifen lässt. Ich bin dann, wie es im Neuen Testament von Jesus heißt, gekommen, um das Gesetz zu erfüllen und nicht, um es zu zerstören.

Mundanastrologische Hinweise

Länder bei denen Saturn im Steinbock steht, sind unter anderem Palästina, Polen, Australien, Ungarn, Kamerun, Liechtenstein, Mali, Nigeria, Senegal, Gabun, Zypern, Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Niger, Benin, Rumänien, Somalia, Deutschland, Saudi-Arabien, Litauen, Estland, Kuba, Irak, Kuwait, Südafrika.

Sie dürften vom Durchgang Saturns möglicherweise besonders betroffen sein und erleben in den nächsten drei Jahren die Saturn-Wiederkehr, eine Phase in der üblicherweise bilanziert wird, auf die letzten 30 Jahre geblickt wird und neue Klarheit darüber entsteht, was jetzt wichtig ist. Möglicherweise werden auch Entscheidungen getroffen, die die nächsten 30 Jahre betreffen und beeinflussen werden.

Nicht nur mit dem Eintritt Saturns in den Steinbock allein, sondern auch mit Uranus in Stier, wird die Zeitqualität langsamer, erdiger, bedächtiger. Wenn in den letzten Jahren die Quantität und das Darüberreden enorm zugenommen haben, rückt jetzt wieder mehr die Qualität, das Wesentliche und die Ernsthaftigkeit und Seriosität in den Vordergrund. Das Feuer wird rausgenommen, denn 2018 befinden sich vorübergehend alle Langsamläufer in weiblichen Zeichen!

Mit Saturns Ingress in den Steinbock wird viel kollektiv Verdrängtes an die Oberfläche kommen. Altes, Überlebtes wird sich noch einmal mächtig aufbäumen und wichtig machen. Langfristig wird sich jedoch echte Autorität im oben beschriebenen Sinne durchsetzen und die Windhunde werden in die Wüste gejagt werden. Etwas biblisch könnte ich formulieren: Wehe dem, der sein Haus jetzt nicht auf Stein gebaut hat! Er wird fallen, tief fallen!

 

Literatur

von Borstel, Birgit (2017). Tropisch oder siderisch? Teil 1. Gibt es den einen "richtigen" Tierkreis? In: Meridian 3/2017, Fußnote 2: James Herschel Holden (2006), A History of Horoscopic Astrology, Tempe, AZ.

Hamann, Brigitte (2011). Die zwölf Archetypen. Tierkreiszeichen und Persönlichkeitsstruktur. Knaur Taschenbuch.

Koch, Dieter und Rindgen, Bernhard (2000). Lilith und Priapus – die "Schalen" des Menschen. Mit Ephemeriden der neuen interpolierten Lilith und Priapus 1900 – 2010. Verlag der Häretischen Blätter.

Meyer, Hermann (2006). Das Grundlagenwerk der psychologischen Astrologie. Erkenne deine Licht- und Schattenseiten und die deiner Mitmenschen. Trigon Verlag.

Riemann, Claus (2006). Der tiefe Brunnen. Astrologie und Märchen. Goldmann.

Riemann, Fritz (2009). Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie. Reinhardt-Verlag.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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